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mit ihren Sitz für das Oberamt Rötteln-Sausenberg. Markgraf Friedrich VI. hatte
zuerst damit geliebäugelt den Amtssitz nach Basel zu verlegen, bevor er sich für
das verkehrstechnisch günstig gelegene Lörrach entschied: „Dass dieser Flecken
Lörrach... wegen seiner commoden Situation und Hauptstraß aus dem Schwarzwald
gegen Basel ... zu einem Städtlein gemacht werden kann.4'7 Lörrach liegt
also genau am Schnittpunkt der wichtigen Verkehrs Straßen vom Schwarz wald
durch das Wiesental nach Basel und vom Rheintal über die Lücke nach
Rheinfelden. Schon 1682 erhielt Lörrach das Stadtrecht, wiewohl der Begriff Stadt
zu diesem Zeitpunkt kaum gerechtfertigt war. Die meisten heutigen Orts- bzw.
Stadtteile waren älter, bedeutender und größer. Noch von 1698-1705 hatte der
Markgraf in Basel den Markgräflerhof als Residenz und größtes Barockpalais der
Schweiz bauen lassen. Heute ist der Bau Teil der Universitätsklinik. Erst 1719—
1727 wurde das erste repräsentative markgräfliche Verwaltungsgebäude in Lörrach
, der Burghof, in barocker Flügelbauweise errichtet. Heute wird es von der Polizei
genutzt. Der Standort Lörrach hatte nur einen Makel: die Lage Stettens. Denn
der bedingungslose Zugang vom Wiesental und damit auch vom neuen Amtssitz
nach Basel war ja nicht möglich. Dass dies durchaus ein Problem war, zeigt folgendes
Beispiel nach dem Frieden von Rijswijk 1697, der den Pfälzer Erbfolgekrieg
beendet hatte: „Dieses Misstrauen war 1701, nachdem Frieden geworden
war, immer noch lebendig. Stetten als vorderösterreichisches Dorf wurde scharf
bewacht und mit einem starken Militärposten besetzt, der die Transporte, die aus
dem Wiesental nach Stetten fuhren, kontrollierte."8
Den Verlust Hüningens an Frankreich sollten die Basler noch schmerzlich spüren
müssen. Zudem hatte man sich in militärische Allianzen mit Frankreich begeben
müssen, um die Unabhängigkeit gegen die Habsburger und das Deutsche
Reich zu sichern. Immerhin gelang es dadurch Basel, sich aus den Erbfolgekriegen
des späten 17. und 18. Jahrhunderts herauszuhalten, ja die Stadt bot oft Schutz
für die geschundene Bevölkerung des Markgräflerlandes. Im Frieden von Nijmwe-
gen 1678, der den Holländischen Erbfolgekrieg zum großen Teil beendete, war
Frankreich in Besitz der Freigrafschaft Burgund, der Franche-Comte, gelangt. Somit
war Frankreich direkter westlicher Nachbar der Eidgenossenschaft. Noch
Ende des 15. Jahrhunderts hatten die Eidgenossen als Ergebnis der Burgunderkriege
, damals allerdings gegen die Habsburger, eigene Ansprüche auf das Burgund
aufgeben müssen. Nur die Freigrafschaft Mömpelgard, französisch Montbeliard,
die zum Herzogtum Württemberg gehörte, und die eigenständige Stadt Mulhouse,
die sich erst 1798 Frankreich anschließen musste, waren im Westen noch nicht in
Besitz des Königreichs Frankreich. Mulhouse hatte sich sogar der Reformation angeschlossen
und als zugewandter Ort enge Beziehungen zur Eidgenossenschaft
und vor allem zu Basel. Doch der neue Nachbar im Westen rüstete auf. Ab 1679
wurde nach dem Vauban'sehen Konzept Hüningen als massive Festung mit einem
rechtsrheinischen Brückenkopf ausgebaut. Sie gehörte zu einer ganzen Reihe
Vauban'scher Anlagen, deren wohl bedeutendste ca. 70 km rheinaufwärts in Neu-
Breisach erstellt wurde. Die Hüninger Festung war als Fünfeck konstruiert, mit
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