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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
76.2014, Heft 1.2014
Seite: 174
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2014-01/0176
als der „Ettenbach Hof bezeichnet. Ein trauriger Mordfall erschütterte diesen alten
Hof und das gesamte Tal. Das Kirchenbuch berichtet darüber Folgendes: „In
gedachter Nacht (27./28. Juli 1786) wurden diese Eheleute, die ganz alleine
miteinander im Hause, das sehr einsam steht, wohnten von Dieben plötzlich überfallen
, im Bett wo sie würklich schliefen an Händen und Füßen festgebunden mit
Betten häufig zugedeckt und erstickt, all ihres baren Geldes als reiche Leute beraubt
und also jämmerlich getötet". Dieser Hof wurde, wohl auch wegen des großen
Unglücks, in der Folgezeit aufgegeben und abgebrochen, und so wenden wir
uns also wieder dem hier abgebildeten Haus der Familie zu.

Die Erbauer waren die Brüder Simon und David Meyer, beide stammten aus
dem oben erwähnten später abgerissenen Gebäude. Als Söhne des Vogts und Ausschussmitglieds
des Markgräfler Landtages Beat David Meyer verfügten sie also
über die Voraussetzungen zum Bau eines großen Hauses auf dem eigenen Grund
und Boden. Laut Akten im GLA Karlsruhe besaß die Familie im Jahre 1694 insgesamt
19 Juchert Güter und vier Ochsen als Zugtiere. Über der hölzernen Eingangstür
ließen sie neben den eigenen Initialen auch das Erbauungsjahr einritzen, nämlich
1714. Überhaupt wurde das Haus fast ausschließlich aus Holz erbaut. Erst
später erhielt es einige ausgemauerte Bereiche, und im 20. Jahrhundert statt des
nach Westen ausgerichteten Walmes einen sogenannten Fußwalm. Natürlich hatten
die beiden Brüder auch wieder öffentliche Ämter in der Gemeinde inne, Simon
war Gerichtsverwandter und Gerichtsadvokat, seine Frau Hebamme und David
Weidgesell.

Im Jahre 1728 kam es zu einem größeren Skandal auf diesem Hof, was den
Pfarrer sogar veranlasste, im Kirchenbuch einen längeren Sermon dazu einzutragen
. Die Ehefrau eines dritten im Hof wohnenden Bruders mit Namen Barthlin beging
Ehebruch mit dem ebenfalls dort wohnhaften Mann einer Nichte. Obwohl die
beiden Ehebrecher in der fürstlichen Kanzlei zu Lörrach nach mehreren Verhören
und einem Geständnis zu 24 Gulden und 24 Kreuzer „Ehebrecherstraf' verurteilt
wurden, starb die betrogene Ehefrau Magdalena Meyer wegen „eingeschlucktem
Zorn" 21-jährig mit einem unter dem Herzen getragenen Kind. Trotz vieler
Schicksalsschläge in dieser Familie konnte der wirtschaftliche Reichtum sogar
noch gesteigert werden, so dass vielen Mitbürgern in der Gemeinde über Jahrhunderte
mit Geldbeträgen ausgeholfen werden konnte. Erst am 26. März 1853 verkauften
die beiden Brüder Friedrich und Jakob Friedrich das Hofgut und einen
Teil der Grundstücke für 3000 Gulden an den Nachbarn Johann Jakob Müller. Ab
1910 wohnte der im gesamten oberen Kandertal bekannte Eduard Homberger (bekannt
als „Zainemacher-Edi") mit seiner Familie in dem noch immer mit Stroh
eingedeckten Haus und fertigte neben dem Betreiben der Landwirtschaft kunstvoll
Korb waren für den täglichen Bedarf. Wenn man bedenkt, dass der Hof im Jahre
2014 sein 300-jähriges Bestehen feiern konnte, sollte man sich heute in Gedanken
ehrfurchtsvoll vor diesem Gebäude verneigen.

Das dritte in diesem Beitrag gewürdigte Hof gut liegt im Ortsteil Vögelbach auf
der anderen nach Süden gerichteten Talseite. Über dem großen Scheunentor sagen

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