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Der Tag der Wäscherinnen war genau eingeteilt nach Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten
, für die die Hausherrin zu sorgen hatte. Immer wieder wurde Wein gereicht
, Alkohol gehörte für die Wäscherinnen also gleichsam zum Grundbedarf.
„Die gerunzelte, von Wasser und Seife aufgeweichte Haut an ihren Händen
kennzeichnete am Abend die fleißigen, die um ihre schwere, heiß-kalte und feuchte
Tagesarbeit gewiss nicht zu beneiden waren."18
Auch die Büglerin arbeitete auf Stör. Sie hatte nach einem großen Waschtag
mehrere Tage zu tun. Das Bügeln der Tisch- und Bettwäsche machte viel Mühe,
obwohl eine Mangel den Vorgang etwas erleichterte.
Im Winter schließlich zog der Lehmann Schorsch ein und brannte Schnaps. Er
arbeitete noch mit über achtzig Jahren. Er passte genau auf, dass kein Tropfen verloren
ging. Erst wenn die Qualität hundertprozentig stimmte, war Lehmann zufrieden
. Er war ein Meister seines Fachs. Sein Kollege, der gesprächige Metzger, kam
im Spätherbst, im November, zum Schlachtfest. Dann ging es der hauseigenen Sau
an den Kragen. Anschließend gab es ausnahmsweise Fleisch in rauen Mengen,
Würste, Speck, Schweinsfüße. Ansonsten war der Fleischkonsum zumindest bei
den ärmeren Menschen auf Sonn- und Feiertage beschränkt. Ein Störarbeiter war
auch der „Chrutschnider", der das Weißkraut, den «Chabis», zurechtschnitt für das
Einmachen. Das war gar keine so einfache Arbeit.
Sport und Spiel
Zwar musste Fritz Fischer wie damals beinahe alle Kinder schon früh mithelfen
in Haus und Werkstatt. Dennoch verblieben ihm Mußestunden, die er zum Lesen
nutzte. Besonders angetan hatte es ihm der Weihnachtskatalog:
„Das waren dünne Kataloge in Schwarz-Weiß, doch in ihnen tat sich eine ganze
Welt auf. Solch einen Katalog nahm ich abends ins Bett, um immer wieder dies
oder jenes für die Eisenbahn oder den Fuhrpark herauszusuchen."19
Im Winter schüttelten die Kinder, das war klar. Die Schlitten waren noch „merkwürdige
Gebilde"20. Sie waren so nieder, dass sie „Bodenrutscher" genannt wurden
. „Davoser" gab es kaum, dafür bereits einen lenkbaren, niedrigen Bob.
In der Winterzeit stellte Haeberle im Schaufenster Schlittschuhe aus, „einfache
und verchromte mit Kurbelmechanik zum Anschnallen."21 Gemeinsam gingen die
Knaben zu den Eisweihern in der Nähe des Eichwalds. An einem Weiher standen
bereits Sitzbänke bereit. An Sonntagen brannte ein Feuer, und manchmal gab es
ein richtiges Fest mit der Radfahrer-Musik oder der Bataillons-Musik. Abends
brannten Lampions und Fackeln.
Ein abruptes Ende dieser Herrlichkeit führten die Eismänner herbei, die mit Äxten
und Stangen anrückten und das Eis einsammelten, das in Wirtshäusern und
Brauereien gebraucht wurde. Kunsteis war teuer.
Von Mai bis September wurde oft im alten Thermalbad geschwommen. Das alte
Bad war eine Stiftung von Babette und Reinhard Blankenborn von 1893. Knaben
und Mädchen badeten streng getrennt.
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