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stuhl keinen Eigenbesitz. Dagegen bestanden Gemeinsamkeiten mit den Brüdern
Hesso und Gerung von Blansingen, verfügte doch Walcho in Blansingen auch über
Besitz und sein Sohn hieß bekanntlich ebenfalls Gerung. Außerdem waren aus der
Hesso-Dietrich-Sippe die Brüder Erbo und Gerung in Lautlingen direkt neben dem
entfernten waldeckischen Besitz auf der Schwäbischen Alb begütert3.
Die zahlreichen Güter der jüngeren Waldecker im Altsiedelland am südlichen
Oberrhein und im unteren Wiesental haben Albrecht Schlageter zu dem Vorschlag
bewogen, in den Herren v. Waldeck eine jüngere Linie der Herren v. Rötteln zu sehen4
. Auch die Herren v. Rötteln zählen zu den Adelsgeschlechtern, die aus der
Hesso-Dietrich-Sippe hervorgegangen sind. Näheres über die evtl. Abzweigung
der Waldecker kann man nicht angeben. Auffällig ist der Fernbesitz Walchos v.
Waldeck auf der Schwäbischen Alb. Er überschneidet sich deutlich mit altem Gut
der Habsburger im heutigen Albstadt. Ein Rudolf v. Habsburg hatte vor 1063 dem
von ihm gegründeten Kloster Ottmarsheim Liegenschaften in Ebingen, Tailfingen
und Onstmettingen gestiftet5, St. Blasien erhielt 1113 von Walcho v. Waldeck Besitz
in Ebingen, Tailfingen und Wiler im heutigen Ortsteil Neuweiler. Übrigens
hatte dieser frühe Rudolf v. Habsburg auch über Güter am Kaiserstuhl und im südlichen
Breisgau verfügt. Am Rande sei vermerkt, dass unter den Habsburgern seit
dem 11. Jahrhundert der Name Wernher gebräuchlich war. Eine Nähe zwischen
jüngeren Waldeckern und älteren Habsburgern lässt sich kaum leugnen.
Wie der Besitz so heben auch die familiären Verbindungen die Herren v. Waldeck
hervor und lassen sie als bedeutenderes Geschlecht erscheinen. Eine eindeutige
Herkunftslinie aus der Zeit um und vor 1000 fehlt bisher: Der Mutterboden
der Hesso-Dietrich-Sippe, die mögliche frühe Abstammung von den Vorfahren der
Herren v. Rötteln und die Nähe zu den ersten Habsburgern besagen aber doch
schon sehr viel. - Die Trennung in zwei Linien scheinen die Waldecker mit der
Zuweisung von Arbeitsschwerpunkten im Rodungsland verbunden zu haben. Walcho
war im Kleinen Wiesental nur Einzelbesitz in Gresgen und die weit entwickelte
Herrschaft Ried geblieben. Schon sein Vater Liutfried hatte - am ehesten mit
Erreichen der Volljährigkeit um 1068 / 1070 - den älteren Bruder Wernher zur Teilung
des waldeckischen Viertels im Wald Schönau bewogen. Und Walcho erhielt
gegen Geld und andere Vergünstigungen (precio et beneficiis) vermutlich von
Wernhers Sohn den größeren Teil des verbliebenen Achtels, nämlich ein Zwölftel6.
Als Walcho seinen Besitz an St. Blasien schenkte, nahm er zwar Ackerland in
Steinen aus. Das reichte jedoch nicht für einen angemessenen Lebensunterhalt von
Frau und Sohn. Die Ehefrau hatte sich Morgengabe und Witwengut nicht vorbehalten
. Vielleicht stand ihr die Rückkehr in ihre Ursprungsfamilie offen. Vielfach
blieb Frauen und Töchtern von Männern, die in ein Kloster eintraten, schließlich
nur derselbe Weg. Von Ida, der Frau Wernhers v. Kaltenbach, weiß man immerhin,
dass es „langer Erörterungen" bedurfte, bis sie ein Ordenskleid anzog7. Von Walchos
und Mathildes Sohn geben nur späte sanktblasianische Quellen an, er sei in
St. Blasien Mönch geworden. Dafür wird heute als Beleg gelegentlich auf Urkunden
von 1130 und 1141 verwiesen, in denen ein st. blasischer Mönch namens Ge-
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