http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2015-01/0119
Sicher jedoch ist, dass es zwischen den vom Damenstift Säckingen eingesetzten
Verwaltern und Abgabeneintreibern, den sogenannten Meiern, und den Zellern immer
wieder Zwistigkeiten und handfeste Auseinandersetzungen gab. Dass diese
Meier, oft Hürusse genannt, nicht immer gerne gesehen waren, ist gut vorstellbar,
aber auch, dass man gegen sie an Fasnacht irgendwann mal aufmüpfig wurde.
Interessanterweise gilt das bis in die Gegenwart: Auch heute bietet die lokale
Obrigkeit immer genügend Anlass, um an Fasnacht glossiert zu werden. Die Themen
scheinen nicht auszugehen.
Der erste Nachweis der Zeller Fasnacht stammt aus dem Jahr 1627. Da hatte die
Regierung in Wien ein Schreiben an die vorderösterreichische Landesregierung in
Freiburg verfasst, in dem das überzogene Fastnachtstreiben mit Vermummungen
angeprangert wurde. Die Behörden der Landeshauptstadt von Vorderösterreich
wurden angewiesen, diesem Treiben in Zell ein Ende zu bereiten.
Wie und ob diese Anweisung umgesetzt wurde, ist nicht bekannt. Dieses Dokument
gilt als erster schriftlicher Nachweis über die Fasnacht in Zell. Es wird im
Generallandesarchiv in Karlsruhe aufbewahrt. Danach gibt es keine Belege über
fastnächtliche Aktivitäten in Zell.
Erst im Jahr 1759 wird wieder ein Vorgang dokumentiert:
Mitten im Hochsommer sind katholische Missionare nach Zell gekommen, um
die Pfarrei von Stadtpfarrer Xaveri von Senger einer Visitation zu unterziehen.
Vom 8. Juli bis zum 21. Juli 1759 weilten sie in Zell. Bei ihrer Abreise wurden sie
mit einer Prozession bis an den Grendel begleitet. Das alles nützte nichts, denn die
Missionare stellten Forderungen, deren Einhaltung Stadtpfarrer Xaveri von Senger
, Amtmann Fridolin Weber und Vogt Meinrad Montfort schriftlich bestätigen
mussten:
1 .Es darf an keinem Sonntag mehr getanzt werden.
2. An Feiertagen darf nur bis abends spätestens 9 oder maximal 10 Uhr getanzt
werden.
3. Das unnötige Scheibenschlagen und das Feiern von Fastnacht ist abzustellen.
Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kann dann wieder, wenn auch spärlich
, auf Dokumente zurückgegriffen werden.
Die Fasnacht wurde mindestens ab 1870 von den Zeller Vereinen organisiert, die
sich dabei gegenseitig unterstützten. Sicher gab es ab 1875 die ersten „Schauzüge
", wie man die Fastnachtsumzüge damals nannte. Fastnachtstanzveranstaltungen
in den Zeller Wirtschaftssälen fanden ebenfalls statt, wie auch sogenannte Bunte
Abende mit Belustigung. Diese Bunten Abende waren meist mit einem Konzert
und einem Programm, bestehend aus Solonummern, Sketchen und anderen musikalischen
Darbietungen verbunden.
Besonders hervorgetan bei diesen Veranstaltungen haben sich laut alten Dokumenten
der Musikverein, der Gesangverein, der Turnverein, die beiden Lesegesellschaften
und später der Theaterverein mit seiner Laienspielgruppe.
117
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2015-01/0119