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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 137
(PDF, 39 MB)
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entspricht das neue Tischgrab der Ritzplatte und es ist anzunehmen, dass sich der
Bildhauer auch in der Motivwahl an dieser orientiert haben wird.35 Sehr wahrscheinlich
geht das Motiv des vorne zusammengesteckten Kruselers bei Anna auf das ihrer
Schwiegermutter Katharina zurück.

Stilistisch entsprechen Rudolfs und Annas Grabfiguren der Zeit des so genannten
internationalen Stils', der in den Jahren um 1400 in ganz Europa verbreitet
war. Dementsprechend wurden in der Forschung Datierungsvorschläge von um
1400 bis in die 1430er Jahre hinein angestellt.36 Probleme in der künstlerischen
Zuweisung der Bildwerke des internationalen Stils' entstehen durch die europaweite
Bereitschaft, vorhandenes Formengut in den eigenen Kunstkreis zu übernehmen
. Bei der Künstlerfrage um die beiden Röttier Grabdenkmäler verleihen das
Konstanzer Konzil als auch Rudolfs weitreichende Beziehungen zum Königshof
der Künstlerfrage eine überdimensionale Bedeutung und verdeutlichen, dass der
Künstler nicht nur im nahe gelegenen Basel gesucht werden darf.37 Wenn man sich
vor Augen führt, aus welchen entfernten Ländern die Teilnehmer zum Konzil in
Konstanz zusammenkamen, wird ersichtlich, dass auch Künstler über weite Entfernungen
gereist sind und ihre Musterzeichnungen mit sich führten. In diesem internationalen
Rahmen ist es auch sehr schwer, die Künstlerhand der Grabdenkmäler
anhand rein stilistischer Überlegungen eindeutig bestimmen zu können. Fast
immer bleiben die Künstler mittelalterlicher Grabdenkmäler anonym. Nur in Ausnahmefällen
sind Grabskulpturen des 14. und frühen 15. Jahrhunderts vom Künstler
signiert worden, wie beispielsweise das der Irmgard von Baden (um 1200-
1260) im Kloster Lichtenthai bei Baden-Baden. Es wurde von Wölflin von Ruf ach,
einem Straßburger Bürger, in den 1340er Jahren geschaffen und von diesem
selbstbewusst mit ,J)is werg mähte mester W(ö)lvelin von Strasburg" signiert.38

Rudolfs Biografie belegt von 1401 bis 1421 dessen Beziehungen zu den deutschen
Königen Ruprecht und Sigismund. In dieser Zeit konnte Rudolf seinen Ein-
fluss am Oberrhein durch wiederholte Mittlertätigkeiten für die deutschen Könige
konsolidieren. Diese Königsnähe und -treue zeigt sich auch an seinem Grabdenkmal
. In seiner hier gewählten Darstellungsweise reiht er sich in die der königlichen
Beamten ein. Rudolfs erstgeborener Sohn Otto war als Konstanzer Bischof Gastgeber
des dort von 1414 bis 1418 abgehaltenen Konzils. Der internationale Rahmen
, den das Konzil am Oberrhein schuf, zog zweifellos neben den geistlichen
und adeligen Teilnehmern auch auswärtige Künstler an. Es ist naheliegend, dass
Rudolf die Gelegenheit, einen international erfahrenen Künstler für sein Vorhaben
zu gewinnen, genutzt und einen von ihnen mit dem Entwurf und der Ausführung
seines Grabdenkmals beauftragt haben wird. Eine eindeutige Zuschreibung an eine
ausführende Künstlerhand wird wohl auch in Zukunft, bedingt durch die europaweit
arbeitenden Künstler des internationalen Stils', ein ungelöstes Rätsel in der
Forschung bleiben. Doch dank der guten Quellenlage um Rudolfs Person konnte
sein Selbstverständnis im eigenen sozialgeschichtlichen Kontext entschlüsselt und
den steinernen Monumenten in Rötteln als Zeugnissen von Macht und Königstreue
neues Leben eingehaucht werden.

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