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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 158
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Saalmädchen, und am frühen Morgen, als auf der Gare du Nord Jemand neben mir
sagte: „Na nu mah rin ins Vajniejen!" - da hatte Paris mich wieder.

Jetzt sitze ich in der Bretagne und lerne Englisch, um durchzukommen (GA 8,
S. 368 ff.).

///

Im September des gleichen Jahres weist Tucholsky zum ersten Mal seine
„Weltbühne"-Leser auf Basel hin. In dieser radikaldemokratischen Wochenzeitschrift
der Weimarer Republik, die Tucholsky entscheidend mitprägte, erinnert Tucholsky
alias Ignaz Wrobel am 28. September 1926 an die (...) Sozialistenkongresse
vor den Kriegen 1870 und 1914; die letzte derartige Zusammenarbeit fand
in Basel statt (GA 8, S. 420). Zu diesem Kongress hatten sich im November 1912
555 Delegierte aus 23 Ländern getroffen. Ein Friedensmarsch durch die Stadt und
eine Abschlussveranstaltung im Basler Münster (!) am 24. November sorgten nicht
nur in Basel, sondern in ganz Europa für großes Aufsehen.6) Zwölf Jahre später
weist der Kriegsgegner Tucholsky deswegen auf dieses Treffen hin, weil im August
1926 in der Nähe von Paris zu einer großen Pazifisten-Versammlung eingeladen
wurde, die in der französischen Presse große Beachtung fand.

Mit dem Tode Jacobsohns, des Initiators und Herausgebers der „Weltbühne" ,
am 3. Dezember 1926 gerät für uns Berthold Jacob in den Blick, der seit 1925
Mitarbeiter der „Weltbühne" war - und der uns im Jahr 1935 in Basel begegnen
wird! Tucholsky berichtet, dass Jacobsohns Frau mit Jacob als neuem Herausgeber
kokettiere. Ich glaube nicht, daß er das Blatt machen kann, meint hingegen Tucholsky
in einem Brief an seine Frau Mary am 21. Januar 1927 (GA 18, S. 184).

Verrät dieser Satz eine gewisse Distanz zu Jacob, zeigen hingegen die Zeilen im
Brief Tucholsky an den Theaterkritiker und Publizisten Harden vom 12. Juni 1927
eine hohe Wertschätzung für den Weltbühne-Mitarbeiter. Dieser Brief ist für uns
auch als Psychogramm Tucholskys aus jenen Tagen von großer Bedeutung:

Inzwischen bin ich nach Dänemark gemacht - zur Erholung, und ich werde
wohl kaum zurückkommen, sondern wieder in Paris oder sonst wo im Ausland
bleiben. Es hat das sachliche und persönliche Gründe (...). Die sachlichen sind so,
daß Deutschland (...) kein sehr freundlicher Boden ist. Ich werde da meines Lebens
nicht froh, und ich fürchte, daß man das auch meinen Leistungen angemerkt
hat. Wenn man nicht eitel und nicht rechthaberisch ist, macht das wenig Spaß, was
ich da tun mußte - es sei denn, man fühlte die Sendung in sich. Und davon ist
1927 nicht grade die Rede. Schwierigkeiten gabs mit den Mitarbeitern wenig - ich
fand, im Gegenteil, eine gradezu rührende und überall freundliche Hilfsbereitschaft
und Kameradschaftlichkeit (übrigens ganz besonders von unserem gemeinsamen
Berthold Jacob).

Ich habe mit Frau Jacobsohn nun einen Mitarbeitervertrag abgeschlossen (...)-
aber ich fühle deutlich, daß mir der Mann nicht ersetzlich ist. Das hat nun gar

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