Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 170
(PDF, 39 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2015-01/0172
äle'me £f)tontf

St n nt Sjam\u n f djm ä b t £) f f i e f b. Ser
nortoegifdje Siebter n u t ^amfun nimmt bte
9lt<ötberletbung beS biegjäbrigeu 9tobeH!?rteben3*
brelf e3 äum Stnlaß einer $ o 1 e m i f gegen ben beut*
fdjen ^ubliätften unb Sßasififten eqrl bon
Dffiefclb in ber £age3b*effe feine§ SanbeS. Sem
^gegriffenen tft bie 9JibgItd)feit etner eutgcguung
äurjeit nicbt gegeben, er ift munbtot. Samm ift e§
bie ^flicbt alter menfd/üd) Sentenben, Stnut &amfuu
bie 2lutn>ort auf fein spam^Iet $u erteilen, bie er
berbtent. Midjt, luetr er barin feine <Sl)mbatOtcn für
ben $atiönalf03ialt§mu3 erneut jum Stugbrud bringt;
er bat ba§ IKcc^t ber eigenen Meinung unb ber ftden
i SilemurtgSäu&eruug Vot« jeber anbere. Siebter finb
berauntltd) oft fcblecbte Wttifer, unb ftnut Jpamfun
ift in SKortoegcn barübmt bafür, in ben bolitifd>en
Serben, auf bie er fid) elngelaffeu bat, Tegelmäßig in
etnbrucfgboller Entfernung am ©djUmtsen borbetge«
[eboffen su baben. 2Iber bier gebt e§ ntebt um ba§
qjol-ittfcbe, bter gebt e3 um SNenftftficbeS, bier rtdtfet
Slnut &amfun at§ geiftiger 2Baffengefäörte ber ©31.
au§ bem &tnterbalt einen Slngrtff gegen etnen SBebr*
lofen. „Sabreiit, }abrau§ gelangen an bie beutfeben
3)iad)tbaber eingaben, in benen bie S5?retlaffuug (Sari
b. Dfftefcfb^ au§ bem Stonjentrationglager in Olben*
bürg berlangt totrb, Sie beutfdjen SJtadjtbaber baben
bt^ber leine 9*ott3 babon geommen." SieS ift, letber,
ridjtig. „Sabrein, iabrauS", fäbri &amfün fort, „ge*
langen an ba2 nortoegifebe 92obeiromttee eingaben,
in benen bie IBerletbung be§ üfriebenSbreifeS an
Dfflefcfb berlangt ftrtrb. erbalt er biefen SßretS, fo
tarnt et baburejirofc Seutfd)Ianb$ 88tbetftan& aus

bem $on3entratiou3Iager ^erau^gefbrengt* Itierbcn/'
Ste§ ift nur bebtugt ritfitig. Sie basu berechtigten
Sßerfoneu brachten ben Kamen Dffie1}!b§ nidjt teegen
feiner jefcigen Seiben in iöorfdjlag, fonbern im £ins
btttf auf feine früberen ipanblungen für bic Sßölfer«
berftänbigung unb bie Söermtnberung ber ftebenben
&eere. Db bie Sßerleibuug be§ ^riebenlbreifeS an
ibn tatfäd)Iid) ben erfolg gebebt bätte, ib« au§ bem
^DnaentrationSIager „berau3äufbrengcn", ift im £>tn=
bltd auf bie 2trt unb 28eife, tote ba§ ©ritte Sftetd) auf
2Sitten§mubgebungeu be§ Slu§ranbe§ 3U reägietsn
bflegt, fraglid). $nut £amfun erinnert bann baran,
baß „£>err Dffiefcfb foinobi bor, alS aud> narf) ber
SJladitübernabme be§ KationalfoaialiSmuS £>eutfd)Ianb
berlaffen Tonnte. Stber ba§ loollte er nid)t. et red>*
n>ete bamit, bafe bie 9)lenfd>en auffdjreten iüürben,
Wenn er berbaftet inürbe. Unb bi er in bat er fidj niebt
berredmet. eg gab 9Uenfd>en in allen Sanbeu, bie
feine ©ad)e äu ber ibpen mad;teu unb auffcfjrteu.
iqabm fleißig gefd)vien. Sief er etgentümlidje fjriebeu^*
freunb bient nun feiner fyriebenSibee baburd), baß er
ben 27lad)lbabew in feinem JBaterlanbe permanent
„unbequem" ift. Unb iaä>ein, jabraul gibt e§ eingaben
, baß er in einem ^onäentrationglagcr „etnge^
fberrt gebalten unb 3U Sobe gequält" hMirbc. Unb
jabrein, iabrauS fott er ben 9lobelbrei§ befommen.
SBie iräre c§, Jnenn ^err Dffiefcfb in biefer fdjitjeren
U'Cbcrgang§3eit in ber bie gan^e 3BcIt bte ,3äbne
gegen bie VJlaäytfjadex be§ großen 5öoIfe§ bledt, bem
er äugebört, lieber ein irenig bofittb mitbetfen toürbe?
SBa§ \v\U er, — ift e3 bie beutfd>e Qlufrüftung, gegm
bie er jefct al§ ^riebenSfreunb btoteftieren \vi&? <3tebt
biefer 2>eutfd)e lieber, baß fein Sanb aud) in 3ufunft
unterbrüelt unb cntlüürbtgt ber ©nabe ^räutreld>§
unb englanbg bi'eiSgegeben fein fott?" £>te bier in
iȧrtrid)er Ueberfe^itng Iniebergegebene ^orm ber
poIemifd>en Slrgumentatton ftnbet ibreggleidjen nur
in ber uatioualfoäialiftifcben ^3robaganbaIiteratur. 2>k
feetifd)en unb törberlicben Seiben, benen ber beutfd>e
$a3iftft ausgefegt ift, bagatellifiert unb ironifiert ber
norhJegifd>e ©tefiter burd) ein Ipaar @änfefüßd>en, bie
Sbntfdier unb laltbersiger Tmb al§ Jeber 58ud)ftabe fei*
ne§ ^3ambblet§. 9Kan mag über £amfun als Siebter
unb Dffie^b al§ ^olittfer benfen, h)ie man"UrtK, ~
bier ift ber Siebter in bie boiitifd>e Slrena binabge-
ftiegen, um bie Sbeale eines ungerecht Setbenb^n
bämifd) 5U fdjmäben. Sa§ ift eine§ großen 2>id)ter§
untoiirfcia, b.

Abb. 6: Knut Hamsun schmäht Ossietzky, Basler Nationalzeitung vom 28.11.1935

(...) Ich möchte beinah sagen: hoffentlich hast Du den Brief an die Basler weggeworfen
. Dorthin gehöre ich nicht. Ich habe mir gestern eine Nummer gekauft,
und durch einen Lotterie-Zufall war es die, worin eine Verteidigung Ossens stand.
Es ist das dümmste, das ich seit langer Zeit gesehen habe. Der Berichterstatter,
Iwan Heilbut,15) ein anständiger Mann, berichtet zunächst aus Paris, die dortigen
Leute hätten durch Kisch einen Appell an Hamsun gerichtet - er sei offenbar
„mißbraucht". Das ist natürlich Unfug (...). Was soll man von diesem Blatt erwarten
! Stets ist der Leitartikel zwar kein Leitartikel, sondern eine kluge, gut geschriebene
Glosse, aber der Rest! (GA 21, S. 485)

Aus Basel wird gar nichts kommen.

Dieser Satz aus Tucholskys (letztem!) Brief an Hedwig Müller vom 19. oder 20.
12. 1935 (GA 21, S. 490) stimmt: Die Redaktion der Basler Zeitung antwortet
nicht.

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