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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
77.2015, Heft 1.2015
Seite: 179
(PDF, 39 MB)
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Schlimmsten rechnen müsse. Ins Zentrum seines Briefes rückt Grüner aber ganz euphorisch
die Veränderungen, die sich seit dem Machtantritt Hitlers in Deutschland
eingestellt hätten: „Bei uns hat sich eine riesige Umwälzung vollzogen. Aus einem
Deutschland der Uneinigkeit, der Zerrissenheit, des Elends, der Sklaverei, der Arbeitslosigkeit
und des Zerfalls, hat Adolf Hitler unser Völkskanzler wieder einen
Staat der Disziplin, der Ordnung, der Arbeit, des Aufstiegs geschaffen. Bei uns hat
es aufgehört mit den Umzügen, Demonstrationen, Messerstechereien, des fragwürdigen
Großstadtgesindels. Bald jede Stunde passierten politische Morde, Überfälle.
Politisch rechts eingestellte waren bald keine Stunde ihres Lebens sicher. Eine ungeheure
Gefahr bestand, in dem gewaltigen Anwachsen der Kommunisten. All dieser
Spuck (sie!) ist verschwunden, das riesige Heer von fast 7 Millionen Arbeitslosen
mit ihren Familien ist auf 2,5 Millionen gesunken. Gewiss eine ganz gewaltige Leistung
. An dieser Entwicklung zum Guten habe ich auch einen gut Teil Beihilfe geleistet
. Ich bin stolz, dass ich schon seit Jahren an vorderster Front kämpfe. Manchen
Tag und manche Nacht war ich unterwegs um in Versammlungen Redner zu schützen
. Es liegen schwere Zeiten des Kampfes hinter uns, durch unsere Ausdauer und
Zähigkeit, haben wir alle Hindernisse hinweggeräumt. Heute herrscht Ruhe und
Ordnung. Jeder kann seiner Arbeit nachgehen. Die früheren Parteiführer die das
Volk ins Elend führten, haben wir zum Teufel gejagt."24)

Den Heimatort „umgewälzt"

Derart „umgewälzt" hat Hugo Grüner auch seinen Heimatort. „Am 15. Juli 1934
wurde ich durch das Vertrauen der Kreisleitung zum Bürgermeister der Gemeinde
Rötenbach berufen", konstatiert er in seinem Lebenslauf.25) Seinem Bruder schrieb
er: „Auch in der Gemeinde Rötenbach habe ich aufgeräumt. Das Gemeindekabinett
wurde von mir zum Teufel geschickt. Die alten Gemeinderäte Joh. Knöpfle
und dergl., diese schwarzen scheinheiligen Zentrumsgrößen, sind aus dem Rathaus
entfernt. Der dir bekannte Bürgermeister Benz ist im Jahr 1932 gestorben. Der alte
Wölfle wurde daraufhin wieder zum Bürgermeister gewählt. Auch dieser Herr kam
unter die Räder."26) Der Stimmenanteil der Nationalsozialisten in Rötenbach hatte
sich seit dem 27. Oktober 1929, als der Badische Landtag gewählt wurde und die
NSDAP 5 Prozent erhalten hatte, von Wahl zu Wahl erhöht und lag bei den
Reichstags wählen am 5. März 1933, gut ein Monat nach Hitlers Machtergreifung
(30. Januar 1933), bei 47 Prozent. Mit 44 Prozent hatte das Zentrum deutlich
Stimmen verloren. Im Laufe dieses Jahres begann in Rötenbach der Naziterror.

Gegner der NSDAP wurden systematisch eingeschüchtert. Der amtierende Bürgermeister
Wölfle wurde von den SA-Leuten verspottet und bedroht und trat am 9.
April 1934 vom Amt zurück. Als Nachfolger wurde Hugo Grüner eingesetzt, der
sofort mit der Nazifizierung begann. „Es wurden die HJ, der BDM und die NS-
Ortsbauernschaft gegründet", heißt es in der Ortschronik. Wer im öffentlichen
Dienst arbeitete, musste Mitglied der NSDAP werden. Wer sich zur Kirche be-

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