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Abb. 5: Der Dorfplatz mit dem Dorfbrunnen und dem früheren Rathaus von Rheinweiler. In dieses
Haus wurden die vier Angehörigen der Royal Air Force gebracht, ehe sie von Grüner zur Erschießung
an den sogenannten Steinplatz am Rheinufer bei Bellingen geführt wurden.
Nur wenig ist über Hugo Grüners Taten während der ersten Kriegsjahre bekannt.
Robert Wagner, der Gauleiter für Baden und das Elsass, zeichnete ihn am 4. November
1940 mit dem Kriegsverdienstkreuz II. Klasse aus. In der Begründung dafür
heißt es: „Der Kreisleiter Pg. Hugo Grüner führt einen ausgesprochenen
Grenzkreis, der bei den Kampfhandlungen am Oberrhein unter Beschuss lag. Der
Kreisleiter hat unter persönlichem Einsatz während der eigentlichen Kampfhandlungen
die Sicherstellung der Bevölkerung der unter feindlichem Beschuss gelegenen
Orte durchgeführt."45) Nach dem deutschen Überfall auf Frankreich im Mai
1940 wurden im Juni mehrere Gemeinden im Grenzgebiet am Rhein von französischer
Artillerie beschossen. Die Einwohner der betroffenen Dörfer wurden deswegen
evakuiert.46) Grüners Rolle dabei ist nicht bekannt.
Die präzise Erinnerung des früheren Landtags- und Bundestagsabgeordneten der
CDU, Wilhelm Jung aus Lörrach, beleuchtet einen weiteren Fall Grüner'scher Gewalt
und Selbstjustiz im Jahr 1943. Jung war damals 15 Jahre alt, von sehr kräftiger
Statur und von Grüner dazu ausersehen, für ihn, den Kreisleiter, den Kurierfahrer
zu machen. Beim Warten auf seinen nächsten Einsatzbefehl wurde Jung
Zeuge, wie Grüner mit einer Reitpeitsche einen Mann prügelte, offenbar in der
Annahme, unbeobachtet zu sein. Als ihm aber plötzlich Jungs „Aufhören!" entgegenschallte
, sei Grüner völlig überrascht und einen Moment blockiert gewesen, erinnert
sich Jung, der den Geprügelten zu dessen Wohnung brachte. Auslöser des
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