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Kenntnis gehabt hätte? Hätte sie in diesem Falle nicht geschrieben, dass „...es
auch im Sinne von meinem (verstorbenen) Mann wäre"?
Heimliche Besuche in der Heimat
Der frühere Bürgermeister von Friedenweiler-Rötenbach, Clemens Hensler, hat
zwischen Sommer 2013 und Januar 2014 mit drei betagten Bürgern seiner Gemeinde
, alle drei Zeugen jener Zeit, gesprochen und dabei folgende Auskünfte erhalten69
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Klara Föhrenbach, 1925-2013: „Es muss so Mitte, Ende der 1960er Jahre an
einem Vormittag im Sommer gewesen sein (...). Ich sah, wie ein Mann vom Friedhof
her kam, und als er näher kam, erkannte ich in ihm Hugo Grüner, der aber
dann (wegen mir?) einige Meter weit von mir entfernt stehen blieb und in die andere
Richtung, talwärts blickte. (...) Seine Kleidung war ländlich-bayrischer Stil.
Ich habe gehört, dass er als Kurgast in der Gegend eventuell auch in Kleineisenbach
gewesen sein und dabei auch alte Weggefährten besucht haben soll. Unter anderem
sei er Jahre vorher auch beim alten Adlerwirt August Kienzier zu einem geheimen
Besuch gewesen."
Anna Guth, geb. Kaltenbach, Jahrgang 1923: „(...) Es war an einem Sonntag
-Nachmittag des Jahres 1951 oder 1952, ich meine eher im Sommer-Halbjahr,
mein Mann war nicht zuhause. Als ich nur so nebenbei durchs Fenster schaute, sah
ich einen Mann vom Dorf her auf unser Haus zugehen, was ja nichts Besonderes
war. Dann klingelte es plötzlich bei uns. Ich öffnete die Wohnungstür und es stand
ein ca. 50 bis 60 Jahre alter Mann vor mir. Er hatte offensichtlich mit jemand Anderen
gerechnet. Eher etwas unsicher, um nicht zu sagen erschrocken, fragte er nur
kurz in unserem Dialekt: „Isch di alt Frau itt do?" Ich erkannte in dem Mann mit
dicker brauner Jacke Hugo Grüner und bin deswegen natürlich auch erschrocken.
Ich sagte darauf nur kurz „Nein" und schloss die Tür hinter mir zu. Währenddessen
hat er sich umgedreht und ist ohne weitere Worte aus dem Hausflur hinausgegangen
. Ich hatte einen großen Schreck bekommen und mich danach auch nicht
getraut, nochmals aus dem Fenster zu schauen, wohin dieser Mann dann gegangen
ist.
So wie es aussieht, wollte Hugo Grüner seine Schwiegermutter besuchen, von
der er annahm, dass sie noch in dieser Wohnung wohnt. Erst später habe ich gehört
, dass der alte Adlerwirt erzählt habe, dass (auch) er Hugo Grüner zu jener Zeit
im Ort gesehen habe - wann, wie weiß ich nicht! Von weiteren Erzählungen von
Besuchen von Grüner nach dem Krieg weiß ich nichts!"
Franz Profazi, Jahrgang 1928, Gastwirt: „ Anfangs der 1950er Jahre erzählte
mir unter vier Augen der Rötenbacher Ernst Wölfle, der seinerzeit ca. 60 Jahre alt
gewesen sein dürfte, von einem Besuch von H.G. in Rötenbach nach dem Krieg
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