http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2015-02/0040
Mehrere BAUERN: Recht so! - Ja, das stimmt.
PFARRER: Und weiter steht geschrieben: „Ich will ihr Joch zerbrechen und sie erretten
von der Hand derer, denen sie dienen mussten!" - All dies habe ich bedacht
, und deshalb werde ich das Priesterkleid der Johanniter ausziehen und
mich euch anschließen.
CASPAR LANG: Wenn nur alle so dächten wie Ihr! - Doch, Hans Hammerstein,
wie steht es nun um unsere Sache? Hat der Markgraf den Forderungen nachgegeben
?
HANS HAMMERSTEIN: Er hat uns noch keine Nachricht gesandt, obwohl seit
der Kanderner Tagung schon eineinhalb Wochen vergangen sind.
MARTIN LANG: Man wird uns hinhalten, bis die Söldner der Österreicher die
Schwarzwälder, Breisgauer und Elsässer Bauern zusammengeschlagen haben
.
FRIDLI SCHWAB: Der Markgraf Ernst ist kein schlechter Fürst, und ich glaube,
er wird einen Teil unserer Forderungen erfüllen.
JAKOB SCHERER: Hast du denn immer noch nicht begriffen, dass es jetzt nicht
mehr darum geht, ein paar Rechte mehr oder weniger zu bekommen? Nein, dieses
Mal müssen wir ganz frei werden, und das können wir nur, wenn wir uns
alle gegen die Fürsten und Junker erheben.
HANS GRAF: Wir Heitersheimer denken auch so wie du. Vielleicht werden uns
die Johanniter einige Rechte zugestehen, doch wenn die Gefahr vorüber ist,
dann werden wir diese genauso schnell wieder los wie ihr die euren.
HANS HAMMERSTEIN: Ja, so würde es uns ergehen. Ich habe in den letzten
Wochen und Monaten mit vielen in unsern Dörfern gesprochen, und fast alle
glauben, dass wir jetzt losschlagen müssen. Denn immer mehr fordert man von
uns, und neue Zinse führt man ein. Von der niederen Jagd wurden wir nach und
nach ganz ausgeschlossen. Die Fische fängt man in unseren Bächen, unsere
Felder verheert man bei den Jagden mit den Hunden und Pferden. An Stelle unserer
alten Rechte gilt nun das römische Recht, das keiner von uns versteht.
Und unsere Dorfrichter wurden durch gelehrte Richter ersetzt, denen unsere ererbten
Rechte gleichgültig sind. Es muss einfach ein Ende haben, denn der gemeine
Mann hat genug geduldet. Nun präsentieren wir den Herren die Rechnung
; jetzt sind sie an der Reihe.
CASPAR LANG: Sind wir auch stark genug, um gegen sie vorzugehen?
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