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Lehre des Evangeliums und halte sich frei von Aberglauben und falschen (katholischen
) Zeremonien. Die (nicht genannten) Mitglieder des Rates werden mit antiken
Heroen wie den Catonen und Camillus verglichen. Sie gewähren den Bürgern
mit großer Strenge eine hohe (Rechts-)Sicherheit. Cherler rühmt die Friedensliebe
der Basler, sie greifen nur zu den Waffen, um die Heimat oder ihre Bundesgenossen
zu verteidigen. Die Bürger werden in vergilischen Wendungen als fleißig wie
Ameisen und Bienen geschildert, ihre Frauen sind tatkräftig wie Spartanerinnen,
die Mädchen, die lesen können, zugleich eifrig bei der weiblichen Arbeit. Basels
großartige Gebäude sind nach außen bescheiden, innen weisen sie prächtige Hallen
auf. Besonders rühmt Cherler die Feuerwehr der Basler. Alle helfen zusammen
, wenn ein Brand ausbricht, holen in Eimern Wasser, wenn die Feuerglocke ertönt
, und steigen zum Löschen auf Leitern.
Merkwürdig unkonkret bleibt die Beschreibung der Universität, deren Lehrer
nur in allgemeinen Wendungen gewürdigt werden. Allerdings hebt Cherler hervor,
dass die Hochschule Studenten aus vielen Ländern wie Britannien, Frankreich
oder Italien anziehe, darunter auch aus Thüringen und Sachsen.63 Ein besonderes
Lob gilt der Buchdruckerkunst (Calcographia). In der Tat ist ja Cherlers Lob nicht
übertrieben, wenn er von den Basler Offizinen gedruckte Bücher als „Exportschlager
" in die ganze Welt ausgehen sieht. Besonders ist es ihm darum zu tun, dass in
Folge der Buchdruckerkunst jetzt Jedermann eine Bibliothek sein eigen nennen
kann:
... haec sola fach, mirabile dictu,
Vt iam quisque suo totum lare poßit habere
Parnassum ...64
(„Sie [die Buchdruckerkunst] bewirkt allein, es ist wundersam zu sagen, dass
nun Jedermann in seinem Hause den Musenberg Parnassu [d. i. die Werke der
Dichtkunst] haben kann...")
Er selbst habe durch die Bücher Basel kennengelernt, ehe er die Stadt aufsuchte.
In einem neulateinischen Städtelob darf die Rühmung der klimatischen Bedingungen
nicht fehlen. Der Rhein beschert ein gemäßigtes Klima, aber auch die
Reinlichkeit der Basler, die durch gewölbte Abwasserkanäle wie die Birs, die den
Unrat zum Rhein bringt, für saubere Luft sorgen.
Basel ist für Cherler eine Stadt, die mit allen Gütern wohl versorgt ist und sehr
gute Lebensbedingungen bietet: Wein und Getreide liefert die Umgebung, Geld
der Warenaustausch, Birs und Wiese sorgen für Holzzufuhr, Schweizer Käsereien
für Butter. Die Markgräfler Hirten bringen bei ihren häufigen Besuchen in der
Stadt Küken und gefangene Vögel: Basel fehlt es an nichts.
Cherlers Enthusiasmus steigert sich, wenn er auf die großen Plätze zu sprechen
kommt, von denen es vier gibt, dazu zahlreiche Brunnen. Die Rheinbrücke hat es
ihm besonders angetan. Dort steht in der Mitte eine kleine Kapelle mit einem Altar
, vor dem man betet, wenn eine Reise bis zum Meer angetreten werden muss.
Durch eine Öffnung, das „Schandthürlin," das, wie eine Marginalie angibt, von
„Schandhürlin" kommt, werden Kindsmörderinnen in den Rhein versenkt. Auf der
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