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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 23
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Cherler weit ausgreift und etwa auch die auf Christus bezogenen Weissagungen
des Alten Testamentes miteinbezieht.79 Aus der Bezeichnung Christi als „Gottmensch
" geht hervor, dass Cherler eindeutig Stellung in der umstrittenen Frage
nach dem Wesen des Heilandes Stellung bezieht.

Mit der zweiten Sammlung nimmt Cherler ein seit der griechischen Antike entwickeltes
poetisches Genre auf, nämlich die Hirtendichtung, deren wichtigstes lateinisches
Vorbild die Eklogen Vergils bilden. In der neulateinischen Dichtung
wurden sie zu einer wirkmächtigen Gattung.80 Cherler konnte sie aus einer 1546 in
Basel erschienenen umfangreichen Sammlung kennenlernen, in der als letztes Beispiel
ein weihnachtliches Hirtengedicht seines Lehrers Castellio zu finden war.81
Er nimmt die Anregung seines Lehrers auf und schreibt geistliche Hirtengedichte
.82 Mit ihnen wetteifert er mit dem großen Vergil, dessen berühmte 4. Ekloge er
in seiner eigenen 5. nachahmt und wie schon einige Autoren vor ihm auf Christus
deutet:

COElestes Musae, paulo grauiora canamus

Non omnes figmenta iuuant: nugaeque fugaces:

Si canimus CHRISTVM, Christus sit carmine dignus.

Magna IACOBAEI venit iam carminis aetas:

Magnus ab integro Sanctorum nascitur ordo:

Jam redit alma salus: redeunt Coelestia Regna:

Jam noua Progenies Coelo delabitur alto:

Tu modo nascenti Puero, quo tempus acerbum

Desinit: ac toto surgit Lux aurea Mundo,

Turbafaue saluanda: tuus iam regnat Iesus.. .8S
(„Himmlische Musen, ein wenig Größeres wollen wir singen! /Freuen sich ja
nicht alle an flüchtiger, nichtiger Dichtung. / Wenn wir CHRISTUS besingen, sei
Christus wert doch des Liedes! / Groß kam nunmehr die Zeit der Weisung, gegeben
von JAKOB,/ Groß ersteht von neuem der Heiligen herrliche Reihe./Schon
kehrt wieder das Heil, kehren wieder die göttlichen Reiche,/ Schon steigt vom hohen
Himmel der göttliche Knabe hernieder./ Du indeß hege das Neugeborene,
durch dessen Wirken/ Endet die schlimme Zeit und der Welt ersteht nun ein Lichtschein
,/ Schar, zum Heil und zur Rettung bestimmt, schon herrscht jetzt dein Jesus
! (freie Versübertragung H. Wiegand).

Eine gewisse Prominenz erlangte die zehnte Ekloge, äußert sich doch in ihr
Cherler zu Beginn doch über seinen langjährigen Wirkungsort Binzen. Diese Stelle
hat bereits Albert Ludwig 1929 ansprechend übertragen:

„Christus in Liedern zu preisen, ist mir ein trostreiches Bedürfnis, solange ich in
Binzen wohne, in einem armen Land; denn von Kindheit an bis zu dieser waren
die göttlichen Geheimnisse mir lieb. Auf dem Lande wohne ich, wo man edle Vergnügungen
nicht kennt, wo man frei lebt von Sorgen und nicht gestört wird von
des Marktes Lärm; wo durch grasreiches Wiesenland die bescheidene Kander
schleicht, die reich ist an Krebsen. Binzen durchschneidet die Kander; auf dem
kiesigen Grunde im seichten Wasser tummeln sich kleine Fische. Auf beiden Sei-

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