Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 55
(PDF, 38 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2017-01/0057
neue Jahr herbei (1846) welches durch die nach harter Arbeit erfolgte Geburt eines
lieben Töchterleins (am 8. Juni) das aber anfangs bis an den Rand des Grabes kam,
viel Freude, aber auch viele schwere Sorgen, Arbeiten und Leiden bereitete. Auch
Mama war längere Zeit krank. Zu Hilfe kam uns namentlich Frau Pfarrer Hautz
aus Eimeidingen, die uns geröstete Milch bereitete, was, wie auch das daneben gebrachte
Aran-Brot14 (v. Arzt verordnet) so gut that, daß das liebe Kind sichtlich zur
Verwunderung aller erstarkte und höchst lieblich sich entwickelte.

Betrübend war auch eine Denuntion, in Folge deren ich wegen politischer Umtriebe
ob auch fruchtlos vom Dekanat in Untersuchung gezogen wurde. Wohl gehörte
ich damals noch zu den sogenannten „Lichtfreunden"15 und Rationalisten.
Aber politische Umtriebe lagen mir ferne; die Denuntion ging wesentlich von einem
Collegen aus, der meine Gesinnung verkannte, schlug jedoch die Sache, da sie
vorerst keine nachtheiligen folgen hatte, völlig aus dem Sinn. Ich that meine Pflicht
und lebte mit meinen Gemeindegliedern (außer Höferlin) wie mit meinen Amtsbrüdern
, mit denen ich öfters (auf der Britsche) zusammen kam, in bestem Einvernehmen
. Die Taufe des ältesten Kindes fand am 7. Juli durch den Großpapa statt.
In guter Gesundheit und freudiger Hoffnung durften wir im Kreis unserer nächsten
Freunde mit Lob und Dankgesang und Gebet das alte Jahr beschließen. Auch die
trüben Erfahrungen gereichten uns zum Besten.

Wir wußten nicht was das neue Jahr 1847 in seinem Schöße barg; wir sollten
es mit viel Kummer und Schmerzen erfahren. Die ersten beiden Monate gingen
glücklich vorüber, auch noch das Geburtstagsfest der lieben Eltern. Da brachten die
Zeitungen den schrecklichen Theaterbrand16 in Karlsruhe, den gegen meinen Willen
auch Agnes las, die es mit Schaudern erfüllte. Die Folge davon war, wie wir annehmen
, da wir keine andere Ursache kennen, die zu frühe Niederkunft derselben mit 2
Knaben, einer mit schwarzen, der andere mit blonden Haaren, von denen der Eine
schon nach 1 Stunde, der andere nach 9 starb. Die Mutter wurde schwer krank. Das
waren bittere Tage, die endlich bis Ende April mit Gottes gnädiger Hilfe wieder Gesundheit
brachten. Dank ihm für seine wunderbare Güte. Wir hatten während dieser
bangen Zeit viel Liebe und Freundschaft erfahren. Herr Dr. David17 von Schliengen
hat sich als tüchtiger Arzt bewiesen.

Als Lichtpuncte folgten nun die Kirchenvisitation am Pfingstmontag, dem 24.
Mai und die Eröffnung der Eisenbahn Freiburg-Schliengen18, bei welcher auch ich
mit den Großherzog, der feierlich empfangen wurde, begrüßen half (am 14. Juni),
sowie viele erfreuliche Besuche von Freiburg und so weiter. Da auf das magere Jahr
1846 das Jahr 1847 günstig war, wurde am 22. August mit viel Glanz ein außerordentliches
Erntefest gehalten. So gieng das Jahr 1847 glücklich zu Ende und in der
seligsten Gemütsstimmung wurde das Jahr 1848 begonnen, das so bedeutungsvoll
werden sollte.

Ach, schon Ende Januar wurde unser liebes Kind schwer krank und wir glaubten,
dasselbe verlieren zu müssen. Eine Hirnentzündung war im Anzug mit Krämpfen.
Schnee auf den Kopf und Senf auf die Füße waren Hauptmittel. Erst Ende Februar
konnten wir nach schwerem Bangen und kummervollen Tagen und Nächten uns

55


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2017-01/0057