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Abb. 21: Evangelische Kirche Grenzach zu Beginn des 20. Jahrhunderts
all ihrer Nichten, Neffen und Patenkinder war ihr stets eine Quelle der Freude und
begleitete sie bis ins hohe Alter.
Kam sie von ihren Besuchsreisen nach Hause, so gab es genug Arbeit in der Küche
, an der Nähmaschine und im Garten. Aber auch zum Lesen und Klavierspielen
war genügend Zeit. An stillen Sonntagnachmittagen saß das Pfarrtöchterlein
im „Peristyl"6 des alten De Bary'sehen Parks7, ganz vertieft in die Lektüre ihrer
geliebten Klassiker.
Den Höhepunkt des Jahres bildete der Grenzacher Herbst. Da erschienen die
Freunde aus Basel, auch Verwandte stellten sich ein. Es herrschte lebhaftes Treiben
im Rebberg am Hornfelsen. Lachen, Scherzen und frohe Lieder ertönten. Bei gutem
Wetter ließ sich die ganze Gesellschaft am Rain des Rebstücks nieder zum Mittags-
imbiss, bestehend aus selbstgebackenem Brot, Schweizerkäse und Wein. War das
Wetter kalt, verzehrte man stehend heiße Würste. Abends gab es dann zu Hause
ein gutes, warmes Essen, wobei dem süßen Most reichlich zugesprochen wurde.
Bei ertragreichem Herbst herrschte im ganzen Dorf fröhliche Stimmung. Gesang
und Tanz belohnten die Jungen für die Arbeit des Tages. Die Frau Pfarrerin schnitt
Waschkörbe voll der schönsten Trauben und viele davon wurden an liebe Freunde
verschickt.
Anläßlich eines Bibelfestes in Lörrach führte ein gütiger Wille unsere Eltern zusammen
, und am 20. Juni 18898 betraten sie freudigen Herzens den gemeinsamen
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