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men noch präsent. Nachkommen dieser Sippen - zu den bekanntesten zählen die
Brombacher, Güthlin und Linder - sind teilweise bis heute im Ort ansässig, wie
die Bruder, Brunner, Bürgin, Frey, Fuchs, Fünfschilling, Gerwig, Haurin, Marx,
Muser, Öttlin, Rupp, Ruser, Spohn, Stücklin, Zandt und einige mehr, mit teilweise
unterschiedlicher Schreibweise des Familiennamens.
Von vielen Auswärtigen und Basler Besuchern gern angesteuert wird das versteckt
in einem Innenhof liegende „Cafe Inka" - berühmt für seine aufwändige Pariser
Tapete mit exotischen historischen Motiven - sowie der mit einem prächtigen
Panoramablick ausgestattete „Ochsen". Aufgrund des ausladenden, schmiedeeisernen
Tavernenschilds kaum zu übersehen, bewirtet das Gasthaus seit 1783 seine
Gäste und diente in seinen ersten Jahrzehnten - wie viele Wirtshäuser im
Markgräflerland - der Gemeinde als provisorisches Rathaus und festes Sitzungszimmer
. Bis in die jüngste Zeit hinein versammelte sich im „Ochsen" jährlich ein
Freundeskreis, der die Erinnerung an den bekannten und in Otlingen lebenden Maler
Hermann Daur (t 1925) pflegte. An einem der schönsten Aussichtspunkte,
beim ehemaligen Kirchhof südlich des Langhauses von St. Gallus, steht ein ihm
gewidmeter Gedenkstein.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zählte das recht wohlhabende Dorf rund 380
Einwohnerinnen und Einwohner, die sich auf 84 Wohngebäude verteilten. Noch
um das Jahr 1850 herum ist Otlingen konfessionell durch und durch evangelisch
geprägt: nur knapp 3% der mittlerweile auf gut 500 Köpfe angewachsenen Bevölkerung
bekannten sich zum katholischen Glauben. Bis auf fünf oder sechs Ehepaare
und Alleinstehende, die in Mehrparteien-Häusern wohnten, verfügte die große
Mehrheit der Familien und Haushaltsvorstände über ein eigenes Wohnhaus, das
sich fast immer auch im Eigentum der Bewohner befand.
Selbst drei Generationen später, die Bevölkerungszahl hatte sich inzwischen auf
knapp 400 vermindert (Stichjahr 1933), zeigt sich mit bloß zehn Ötlinger Katholiken
das gleiche Bild einer konfessionell einheitlich geprägten Bevölkerung. Erst
nach 1945 und mit dem Zuzug von Flüchtlingen - in den Ort kamen 60 Ostvertriebene
, was 15% Neubürger bedeutete - und der seit den 1960er Jahren allgemein
zunehmenden Mobilität änderte sich diese über Jahrhunderte gewachsene kirchliche
Prägung der dörflichen Kultur. Im Jahr 1970 zählte Otlingen dann wieder 550
Einwohner, heute sind es - aufgrund der seit damals ausgewiesenen Neubaugebiete
- bereits über 740 Bürgerinnen und Bürger.
Die Ausweisung von neuem Bauland am nördlichen Siedlungsrand im Bereich
„Baders Gärten - Schmiedacker" sowie „Hinter dem Dorf" ist auch von kritischen
Kommentaren begleitetet worden. Hier wirkte sich jedoch bald positiv aus,
dass die Stadt Weil am Rhein - der Otlingen Ende 1971 als Ortsteil eingegliedert
worden war - rasch reagierte und beim Land Baden-Württemberg Mittel zur Dorfsanierung
beantragte. Der Schopfheimer Architekt Rolf Brüderlin stellte im städtischen
Auftrag einen mustergültigen Dorfentwicklungsplan auf, der unter anderem
auch den Schutz des Dorfkerns nach den Regeln der Denkmalpflege zum Ziel hatte
. Tatsächlich erlangte Otlingen bereits im Mai 1980 den gewünschten „Ensemb-
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