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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 133
(PDF, 38 MB)
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Grenzach meldete ebenfalls Fehlanzeige, da im Hause Albert Reinau Erben bereits
39 bei Hoffmann La Roche beschäftigte französische Kriegsgefangene untergebracht
wären.

Die Absicht, Sammellager für die polnischen Zivilarbeiter einzurichten, hatte
natürlich ihren Grund, der in dem betreffenden Schreiben genannt wird. Darin
heißt es: „Trotz der schweren Strafen in den letzten Monaten, die über polnische
Arbeiter bei sittlichen Vergehen gegen deutsche Frauen und Mädchen verhängt
worden sind, ist eine wesentliche Besserung im Verhalten dieser fremdstämmigen
Arbeitskräfte kaum zu verzeichnen." Diese bedeuten „eine ständige Bedrohung
insbesondere der ländlichen Bevölkerung des Gaues, abgesehen davon, dass immer
wieder deutsche Frauen und Mädchen infolge des Verhaltens der Fremden
selbst straffällig werden."

In Wyhlen gab es leider einen andersgearteten Fall, als ein Pflichtjahrmädchen,
das einem ungeliebten Hof zugeteilt war, den dortigen polnischen Arbeiter beschuldigte
, es belästigt zu haben. Mit dieser erfundenen Aussage hoffte es, seine
Pflichtjahrstelle verlassen zu können. Bürgermeister Mutter und die Frauenschaftsleiterin
untersuchten den Fall und kamen zu dem Ergebnis, dass eine Belästigung
ausgeschlossen sei und es sich um „eine große Unverantwortlichkeit von dem
Mädchen" handle. Dabei betont Mutter auch, dass die Arbeitgeber mit den eingesetzten
Polen sehr zufrieden seien und derartige Schwierigkeiten noch nie vorgekommen
wären.

Die Hinrichtung von Wladislaw Wielgo

Wie schon oben ausgeführt wurde, waren für „sittliche Vergehen" harte Strafen
angekündigt. Dennoch kam es immer wieder zu intimen Verhältnissen zwischen
polnischen Kriegsgefangenen oder Zivilarbeitern und deutschen Frauen, wie auch
die grausamen Hinrichtungen in Brombach und bei Kandern beweisen.

In Grenzach wurden am 15. Februar 1941 der 26-jährige polnische Zivilarbeiter
Wladislaw Wielgo und die 33-jährige Berta L. nach einer Denunziation verhaftet.
Über den Denunzianten gibt es mindestens zwei Vermutungen, so dass ich mich an
solchen Spekulationen nicht beteiligen möchte.

Am 26. August 1941 kam es zu dieser schrecklichen Hinrichtung an der vor kurzem
gefällten Buche am Waldrand beim „Kühwegle". Vorgesehen war ursprünglich
ein Platz bei einigen Pappeln oberhalb des jetzigen Hochbehälters in der heute „Talmatten
" genannten Straße. Doch die Empörung über die geplante Untat war in der
Bevölkerung so groß, dass man wohl einen Massenauflauf befürchtete und deshalb
den Hinrichtungsplatz weiter östlich an den Waldrand verlegte. Im Ortssippenbuch
Grenzach ist auch unter Nr. 7219 vermerkt, dass selbst der Ortsgruppenleiter der
NSDAP, Heinrich Brod, gegen das Todesurteil Einspruch erhoben hatte.

Da mein Vater damals als Forstwart für den Wald zuständig war, bekam er den
Auftrag, die Buche und den Platz bei dem Baum für die Hinrichtung herrichten zu

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