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blickte am 9. Oktober 1797 Philippe Suchard das Licht der Welt und wuchs im
Kreise seiner Geschwister auf.
Als die Mutter einmal krank war, verordnete ihr der Arzt zur Stärkung Schokolade
.
Solche war jedoch in Boudry nicht zu haben, und auch in Neuenburg führte damals
nur der Apotheker diese fremdartige, braune, auf der Zunge schmelzende bittere
Süßigkeit. So marschierte der kleine Philippe 2 Stunden weit nach Neuenburg,
holte dort ein Pfund Schokolade für 6 Franken - eine für damals beachtliche Summe
- und wurde so mit den guten Eigenschaften jenes Stoffes vertraut, der ihn
einst berühmt machen sollte.
Mit 15 Jahren musste Philippe fremdes Brot essen.
Im Pfarrhaus von Lenzburg lernte er deutsch und verdiente seinen Lebensunterhalt
durch Hausarbeiten: Es scheint im Haus des Brotgebers - des Pfarrers Johann
J. Heinrich Hünerwadel - knapp zugegangen zu sein; denn in seinen Aufzeichnungen
erzählt Suchard, dass er gehalten wurde, die Pflaumen und Zwetschgen
mit den Steinen zu essen, damit er eher satt würde.
1815 trat er bei seinem Bruder Frederic in Bern in die Lehre, um ebenfalls Zuckerbäcker
zu werden; Frederics Laden war für besonders gute Lebkuchen bekannt. Philippe
arbeitete täglich 14 Stunden. Er hatte von Bern aus viele Bergtouren ins Berner
Oberland unternommen und damit ein schönes Stück Heimat kennen und lieben gelernt
, das auch immer wieder Thema seiner späteren Reklamebilder war.
Durch Fleiß und Sparsamkeit hatte Philippe bald ein kleines Vermögen von
6000 Franken zusammengebracht, als er nach 8 Jahren von seinem Bruder Abschied
nahm. Damit finanzierte der Unternehmungslustige seine erste Reise nach
Amerika.
Am 20. Mai 1824 verließ Philippe Boudry, besuchte in Paris einen seiner Brüder
, fuhr über Rouen nach Le Havre und schiffte sich dort am 2. Juni an Bord des
Seglers „Hyperion" zur Fahrt nach New York ein.
Er führte Uhren und Stickereien mit sich, die er drüben mit Gewinn zu verkaufen
hoffte. Voll von Eindrücken und Plänen traf er gegen Ende 1824 wieder in der
Heimat ein.
Suchard erzählt in seinem Buch den Verlauf der Reise und erwähnt Beobachtungen
aller Art, besucht interessante Persönlichkeiten, sieht das Elend der schweizerischen
Auswanderer, kommt mit Amerikanern aller Schichten in Berührung - kurz er ist trotz
seiner 27 Jahre schon ein weitgereister, erfahrener Mann voller Ideen.
Nun war es aber für Philippe Suchard an der Zeit, sich eine berufliche Existenz
aufzubauen. Die Pioniere der Schokolade sind in der französischen und italienischen
Schweiz beheimatet. Tessiner aus dem Bleniotal haben schon früh auf den
Jahrmärkten eine selbst zubereitete Schokoladenmasse feilgeboten.
Sie bedienten sich zur Herstellung eines gewölbten Walzsteins, auf dem sie die
Kakaobohnen mit einer Rollwalze bearbeiteten, bis daraus ein brauner Teig entstand
. In Corsier bei Vevey begann 1819 F. L. Cailler Schokolade herzustellen,
während Philippe Suchard noch als Zuckerbäcker in Bern tätig war.
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