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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 158
(PDF, 38 MB)
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fügung stand; es genügte jedoch für die vorgesehenen Fabrikationen. Der Abfluss
der Fabrikabwässer verursachte noch weniger Kopfzerbrechen. Nach Passieren von
wenigen kleinen Klärbassins wurden die Abwässer direkt am Ufer dem vorbeifließenden
Rhein übergeben."

Bis in die 1950er Jahre war diese Entsorgungstechnik Favorit der Chemiefabriken
, die sich vornehmlich aus diesem Grunde an Flüssen etablierten.

Die Folgen der „idealen" Entsorgungslösung stellten sich aber bereits nach wenigen
Jahren ein, denn nicht alle, die den Rhein brauchten oder liebten, waren mit
den schillernden Farben einverstanden, die das Wasser besonders an Sonnentagen
zu einem Kunstwerk werden ließen.

L Orsa weiter:

„Die Inhaber der Fischereirechte reklamierten wegen ihres Gewerbes.5 Nicht nur
die Lachsfischerei beklagte sich; auch die kleinen Angelfischer, die weit unten auf
schweizerischem Gebiete ihrem Sporte huldigten, stellten Schadenersatzforderungen
. In einem langwierigen Prozess mit den Interessenten unterlag die Firma. Sie ist
seither gezwungen, die Abwässer in langen Eisenleitungen bis mitten ins Strombett
abzuführen. Diese Eisenleitungen zeigen aber nur eine beschränkte Lebensdauer,
besonders die ersten Teilstücke am Ufer werden defekt, und die Möglichkeit zur
Behebung des Schadens hängt vom jeweilen herrschenden Wasserstand des Rheines
ab.

Immer wieder liefen Reklamationen der Fischer ein. Erst mit der Erstellung des
Kembser Stauwerkes verlor die Fischerei, speziell jene des Rheinlachses, jede Bedeutung
, und damit schwand auch das Interesse der Fischer an der Reinheit des
Uferwassers."

Das Stauwerk Kembs bedeutete das Aus für die Fischerei am Hochrhein, für die
Fische war es aber eine Katastrophe. „Was die französischen Ingenieure an Fischtreppen
beim Kraftwerk Kembs6 bauten, taugte nicht viel - der Lachs konnte nicht
mehr hoch und nicht mehr runter. Er war in Kembs unterhalb der Staumauer einfach
gefangen. Ich war dabei, als der letzte gefangen wurde... Er wog 14 Pfund -
man konnte ihn nicht mehr essen, weil er [von der Verschmutzung] gestunken hat.
Mit dem Ende des Lachses rentiert sich auch die Berufsfischerei nicht mehr. "7

U Orsa schließt etwas zynisch:
„Da jedoch den Grenzacher Fischern jeweilen die Legung einer neuen Abwasser-
leitung übertragen wird, so sind diese Leute mehr an einer defekten Leitung als an
einer intakten interessiert."

5 Nicht wegen der Gefährdung der Gesundheit, sondern aus Angst um die materielle Existenz.

6 Um 1930, Fertigstellung 1932

7 Notizen über das Gespräch von Martin Forter mit Jean Seiler, Präsident der Föderation des Associ-
ations de Peche du Haut-Rhin

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