Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 160
(PDF, 38 MB)
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Aufgeschreckt durch die wachsende Zahl der Beschwerden der Bevölkerung
musste sich die Chemische Industrie etwas einfallen lassen. Man musste die für
alle sichtbaren Zeichen der Abfälle den kritischen Blicken entziehen. Zwei Ideen
setzten sich zu diesem Zweck durch:

1 Verbringung der Abfälle in die Kiesgruben der Region, auch wenn das Mehrkosten
für Transporte verursachte.

2 Keine festen Abfälle mehr in den Rhein, sondern Verschleierung der Entsorgung
durch Einleitung von farblosen Flüssigkeiten und, falls möglich, vorgeschaltete
Chemie, um farbige Lösungen transparent zu machen. (Also keine
Klärung, sondern Augenwischerei)

Beide „Lösungen" wurden konsequent umgesetzt. Über die Zahl der Deponien
auf beiden Rheinseiten gibt es unterschiedliche Angaben. Ob 18 oder 13 spielt keine
Rolle, es steht fest, es wurden insgesamt Einhundert- bis Einhundertsechzigtausend
Tonnen Chemiemüll in früheren Kiesgruben des Dreiländerecks abgekippt. Wieviel
genau auf der deutschen Seite lagern, ist unbekannt.

Allmählich begannen sich die Gemeinden im südbadischen Raum zu wehren.
Im Oktober 1958 reagierte das Landratsamt Lörrach mit einem Bericht an das Regierungspräsidium
Freiburg über „Grundwasserverunreinigungen durch Ablagerungen
von Abfallprodukten der chemischen Industrie". Hier heißt es unter anderem
: „Im hiesigen Kreis gebiet befinden sich zahlreiche Kiesgruben, bei denen das
Grundwasser offen zutage tritt."

Martin Forter zitiert11: Einige Kiesgruben befinden sich bei kleinen Trinkwasserbrunnen
, aber auch im Einzugsgebiet der Tiefbrunnen der Gemeinde Grenzach-
Wyhlen, sowie des Brunnens der Fa. Hoffmann-La-Roche AG. Bis vor Kurzem ist
die Auffüllung dieser Gruben ohne unsere Kenntnis wahllos mit Abfällen jeder Art
einschließlich giftigen Abfällen aus der chemischen Industrie erfolgt. Es sind „ hierbei
Schweizer Firmen in starkem Maße beteiligt, die seit Jahren auch Chemiemüll
über die Grenze bringen." Dem Landratsamt sei es gelungen, „die Ablagerungstätigkeit
der hiesigen Unternehmen in geordnete Bahnen zu lenken [...] Trotz intensiver
Bemühungen war es dagegen bisher nicht möglich, die Ablagerungstätigkeit der
Schweizer Unternehmen in gleicher Weise zu ordnen."

Die Verantwortung wird delegiert

Im gleichen Zeitraum kamen die Basler Chemiefirmen auf die Idee, ihre Verantwortung
zu delegieren, indem sie Spediteure beauftragten, die farbige und hochgiftige
Fracht über die Grenze zu bringen. Dies war die Reaktion auf das Verklap-
pungsverbot des Kantons Basel-Landschaft im Bereich des Trinkwassergebiets
Hard, hervorgerufen durch die Brunnenverschmutzung bei der Firma Florin AG.

11 Martin Forter , Farbenspiel'', S. 215

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