http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2017-01/0211
Klaus Krack, Gustav Oberholzer,
Die Ostausrichtung der mittelalterlichen Kirchen und Gräber
(Schriftenreihe des Instituts für Geodäsie der Universität der Bundeswehr München, Heft 90)
Neubiberg 2015,194 Seiten
nur als pdf abrufbar: https://www.unibw.de/lfG/Org/schriftenreihe/heft-90-2015
ISSN 0173 -1009
Christliche Kirchen sind nach Osten ausgerichtet. Davon geht die allgemeine Überzeugung
aus. Man beachtet selten, dass z.B. die Peterskirche in Rom und die Grabeskirche in Jerusalem
nach Westen ausgerichtet sind. Nicht wenige neuere Kirchen orientieren sich sogar
nach Süden oder nach Norden. In diesem Feld hat jüngst ein Forschungsvorhaben von
Dr. Klaus Krack und Prof. Gustav Oberholzer europaweit die exakte Ausrichtung der Kirchenachsen
zu ermitteln versucht. Die Beteiligten haben sich jedoch auf große Kirchengebäude
aus Spätantike und Mittelalter beschränkt. Mit Hilfe geodätischer und astronomischer
Methoden sind die genaue Lage und die exakte Orientierung des Hauptschiffs der jeweiligen
Kirche ermittelt worden. Die Ergebnisse haben die Forscher dann erst nach Gebieten
und anschließend für die ganze beigebrachte Datensammlung statistisch ausgewertet
und in Säulendiagrammen dargestellt.
Danach überwiegt die Ostausrichtung ganz stark, weist aber mehrere signifikant unterschiedliche
Ausprägungen auf. Solche können u. a. von römischen Vorgängerbauten, von
der örtlichen Topographie, vom Osterfest oder der Sommersonnenwende bestimmt sein.
Diese Erklärungsmöglichkeiten werden in der vorliegenden Veröffentlichung erörtert und
an Beispielen vertieft aufgezeigt.
Quantitative Schwerpunkte der ausgewählten Beispiele liegen eindeutig auf Baden-Württemberg
und Bayern. Zusätzliche Aufmerksamkeit erfahren das Elsass und das Dreiländereck
bei Basel. Dafür sind auch besondere Karten beigegeben. Im Dreiländereck, vor allem
in Basel, ergibt sich eine extreme Nordost-Richtung der Kirchen. Sie kann wahrscheinlich
auf die Berücksichtigung der Sommersonnenwende zurückgeführt werden.
Die Verfasser sind sich im Klaren, dass noch eine Reihe weiterer Wissenschaften in ihrem
komplexen Untersuchungsfeld heranzuziehen wäre. Auch bauen sie auf der vorläufigen
Annahme auf, die Achsen großer Kirchen sind trotz Um- und Neubauten bis heute gleich
geblieben. Schließlich liegen Begrenzungen in der getroffenen Auswahl. Trotzdem kann das
überzeugend bebilderte Werk hilfreiche Klärungen und Anregungen in der Orts- und Regionalgeschichte
geben.
Klaus Schubring
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