http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1949/0006
Zeil eingereicht hatte. Ein Stipendium des Kaiserl. Archäologischen
Instituts hatte Sauer einen längeren Studienaufenthalt in Frankreich
und Italien ermöglicht, nachdem er bereits wenige Jahre zuvor (1898)
zum Priester geweiht worden war.
Der Privatdozent rückte bald zum außerordentlichen Professor aui.
1912 wurde er planmäßig, 1916 ordentl. Professor der christlichen
Archäologie und Patrologie an der Alberto-Ludoviciana, die wenige
Jahre zuvor das in'rotem Sandstein erbaute neue Kollegi'enhaus bezogen
hatte. Im Jahre 1937 wurde des verdienten Gelehrten Emeritierung
ausgesprochen. Gleichwohl las er noch im Wintersemester 1948/49
in ungebrochener Arbeitskraft und Frische über sein Fach an der
Freiburger Hochschule, der er als Mitglied seit 1902 ohne Unterbrechung
angehörte.
Sein Schrifttum über christliche Kunst, Archäologie und kirchliche
Denkmalpflege ist sehr umfangreich, wie das Verzeichnis zeigt, das
ihm der aus Mannheim stammende, vor ihm verstorbene Kirchenhistoriker
Dr. Ludwig Möhler anfertigen und zum 70. Geburtstag
namens der Theolog. Fakultät mit einer lateinischen Widmung überreichen
konnte. Diese Widmungsadresse enthält gleichzeitig die Würdigung
der hohen Verdienste des greisen Gelehrten um die wissenschaftliche
Forschung, um die Bildung des Nachwuchses der Geistlichkeit
der Erzdiözese Freiburg, von der Hunderte, ja Tausende zu
seinen Füßen gesessen haben. Professor Joseph Sauer war ohne Frage
der beste Kenner der Kunst- und Altertumsdenkmäler christlicher
Herkunft in Baden. Seii mehr als drei Jahrzehnten ist er als Konservator
im Auftrage der Badischen Regierung tätig gewesen. Die
Kirchenbehörde ehrte sein Wirken durch die Ernennung zum Geistlichen
Rat und zum Päpstlichen Hausprälaten. Zweimal bekleidete
Joseph Sauer das Amt eines Rektors der Freiburger Hochschule.
Der Mittelbadische Geschichts-Verein, zu dessen Jahresheften der
Verblichene u. a. mit einem wertvollen Aufsatz über die christliche
Kunst der Ortenau seinen Beitrag geleistet, steht trauernd am Grabe
dieses seltenen Gelehrten und gütigen Menschen, der, am 17. April
in heimischer Erde bestattet, der Auferstehung entgegenharrt.
Dr. Otto B i e h 1 e r , Mosbach
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