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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 36
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1949/0036
bene Frau des Amtmanns, Martha Lippin, ist mit einem Kreuzchen
über dem Kopf bezeichnet. Wie die Inschrift mitteilt, ist sie am
Sonntag, den 26. Juni 1622 gestorben, über dem rechten Pilaster ist
ihr Familienwappen, über dem linken das ihres Mannes zu sehen.

In seiner Gesamtheit gesehen, macht das Grabmal einen stolzen,
hochherrschaftlichen Eindruck und zeugt von dem Selbstbewußtsein
seiner Besteller. Trotz der überladenheit der einzelnen Aufbauglieder
glückte es dem Bildhauer, mit allen gewagten Anleihen, die
er machte, die unterschiedlichsten Teile in einen verhältnismäßig
geschlossenen Rahmen zu binden. In der Bekrönung lehnt er sich
auffällig stark an ein riesengroßes Vorbild an (Grabmal des L. Me-
dici in S. Lorenzo in Florenz). Der Hauptbau wird durch das Bekrö-
nungsmotiv sehr stark gedrückt. Selbst die stark herausgearbeiteten
Wappen können nicht Herr werden über die starken Voluten. Die
korinthischen Pilaster, die wir in ähnlicher Gliederung in Überlingen
am alten Rathaustörchen finden, sind wieder echt deutsche Hochrenaissance
, wie auch das Schlußglied. Die Stäbe an den Gurten sind
mit betont reicher Abwechslung behandelt. Man hat das Gefühl, als
ob der Bildhauer zeigen wollte, daß er überlegen die vielfältigsten
architektonischen Momente seiner Zeit beherrsche. Auch der Kruzi-
fixus ist anatomisch gut gesehen, wenn er auch etwas in die Gotik
zurückfällt. (Kunstmaler Ernst Gottwald in Haslach.)

über den Bildhauer weiß man nichts Bestimmtes. Ich vermute
stark, daß es der Maurer und Steinmetz Michael Steiner von Haslach
und Georg Hofacker von Wolfach waren, die 10 Jahre später die
Maurer- und Steinhauerarbei*ten des Klosterbaues übernahmen und
die schöne große Wappen- und Widmungstafel über dem Portal der
Klosterkirche schufen. Der für das Grabmal verwendete gelbliche
Sandstein muß aus größerer Entfernung beigeschafft worden sein, bei
seinem großen Gewicht keine leichte Aufgabe. So dankenswert für
den Sippenforscher auch die wohl nachträglich beigefügte Namensangabe
über jeder der 7 dargestellten Personen ist, so wirkt sie
doch störend für den künstlerischen Eindruck. Die Symmetrie, die
sonst in allen Teilen peinlich eingehalten ist, erfährt durch die
Hineinzwängung einer vierten Person in den rechten Raum ebenfalls
eine erhebliche Störung. Wer war nun diese „Margret Geblerin"?
Es war die zweite Frau Finckhs, die er etwa elf Monate nach dem
Tode der „Martha Lippin" heiratete. So knieen die zwei Töchterchen
aus erster Ehe, „Doradea Margretha" und „Anna Madlena", zwischen
ihrer Mutter und Stiefmutter! Ja, die Sache wird noch merkwürdiger

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