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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 148
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vielfachen segensreichen Tätigkeit im Weinberg des Herrn berufen seid, so laden
wir, die wir Euren Orden allen vorziehen und aus innerstem Herzen lieben,
Euch in frommer Absicht ein, mit allem Eifer und Verlangen bittend, daß Ihr unseren
innigen Wünschen entsprechen möget und Aufenthalt und Wohnung nehmen
und sittige Brüder, deren Rat uns leite und begleite, hierher versetzen möget.
Denn wir hoffen, daß mit Hilfe Gottes sowohl in Anbetracht der Bürger unserer
Stadt als auch der umliegenden Bevölkerung, die Euer segensreiche Ankunft erwarten
, das zum Leben Nötige den Brüdern nicht fehle, sondern hinlänglich gespendet
wird."

Diese Einladung beweist auch, daß der Zweck der Berufung ausschließlich die
Unterstützung des Pfarrklerus in der Seelsorge war. Da und dort aber stoßen
wir noch auf die Behauptung, daß die Franziskanerpatres zur Gründung und Leitung
einer höheren Schule nach Offenburg gerufen worden seien. Und man möchte
deshalb die Gründung des Offenburger Gymnasiums in das Jahr 1280 verlegen.
Weder die Einladungsurkunde noch der Bericht des Pfarrers Rapp geben irgend
innen Anhaltspunkt für diese Behauptung.

Das Provinzialkapitel erfüllte den Wunsch der Offenburger Bürgerschaft. Bald
zogen einige Patres in die Stadt ein. Zum Ausbau des Klostergebäudes, das sich
hinter der nördlichen Stadtmauer neben dem Straßburger Tor erhob, vermachte
der Altschultheiß Heinrich und dessen Ehefrau im Jahre 1284 den Patres seinen
Steinbruch in Fessenbach. Die Gemeinde Ebersweier, die damals als Pfarrei selbständig
und von den Prämonstratensern von Allerheiligen pastorisiert wurde,
schenkte dem Kloster ihren Zehnten, den sie jedoch der Abtei Allerheiligen gegen
eine jährliche Gabe von 14 Scheffeln Korn vertauschte; denn Reichtümer'wollten
die Bettelmönche nicht sammeln; sie wollten aber auch der Bevölkerung nicht zur
Last fallen. Uber fünf Jahrhunderte haben die „Barfüßer" —■ so hießen die Mönche
im Volksmund — in Offenburg und Umgebung segensreich gewirkt. Der Platz vor
dem Kloster trug bis in das letzte Jahrhundert hinein den Namen „Barfüßerplatz".

Der Dritte Orden und die selige Gertrudis

Einen tiefgehenden religiösen Einfluß übten die Söhne des hl. Franziskus auf die
Gläubigen aus durch den sogenannten Dritten Orden. Außer dem Orden der
Minoriten hatte der hl. Franziskus nämlich auf Bitten der hl. Klara im Jahre 1212
den Orden der Klarissen gegründet, und 1221 den Dritten Orden des hl. Franziskus,
in welchem sich Laien beiderlei Geschlechts einschreiben lassen konnten. Von
einem hervorragenden Mitglied dieses Ordens, das sich durch die Übung der
christlichen Tugenden auszeichnete, berichten die Annalen des Barfüßerklosters.
Es ist Gertrud, die Gattin eines Riggoldus. Durch ein heiligmäßiges Leben gelangte
diese Frau zu einem Zustand christlicher Vollkommenheit, so daß die
Klosterannalen von ihr berichten, sie sei „omnium opinione beata", d. h. selig nach
der Meinung aller. 1335 starb sie und fand in der Klosterkirche ihre Ruhestätte.

Die Beghinen

Der Regel des Dritten Ordens waren wahrscheinlich auch die Beghinen angeschlossen
, die in Offenburg eine bedeutende Niederlassung gründeten. Der Name

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