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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 12
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Monaten vor seinem Tode mit 54 Jahren noch einmal unter die
Waffen getreten. In der Einleitung der kleinen Schrift wird aber in
idyllischer Weise Grimmelshausens Ideal geschildert. Der Erzähler
sagt da, der Hauptmann Lenz, das ist hier der Frühling, habe ihn
abkommandiert, um im Waldesschatten im grünen Grase zu liegen.
Dort habe er ein Buch gelesen, um sich zu bilden. Er bezeichnet dabei
den Gedanken, zugleich faulenzen und studieren zu können, als
„herzentzückend". Er sei in seinem Eifer so lange im Grase gelegen,
bis dieses unter ihm ganz gelb geworden sei. Aus dem Behagen, mit
dem diese Szene ausgeführt ist, kann man entnehmen, daß Grimmelshausen
des öftern sich in dieser Weise dem geistigen Genuß an
einem netten Platz in freier Natur hingegeben hat.

Ich komme nun zu dem geistigen Entwicklungsgang
Grimmelshausens. Für diesen scheinen mir drei Abschnitte seines
Lebens besonders wichtig : die Offenburger Jahre 1639—-48, das in
Wasserburg am Inn verbrachte Jahr 1648/9 und, in anderer Weise,
die zweieinhalb Jahre auf der Ullenburg 1662—65.

Grimmelshausen hat nur bis zu seinem 13. Lebensjahre die Schule
besucht. Dann nahm ihn das Leben in eine andere Schule. Dadurch
gingen die für die geistige Entwicklung entscheidenden Jahre für
das eigentliche Lernen verloren. Unser Dichter ist daher in der
Hauptsache Autodidakt und verdankt seine spätere Bildung hauptsächlich
den Büchern. Mit diesen versah ihn in Offenburg vor
allem der schon genannte Regimentssekretär Witsch. Durch ihn wird
er zumal ein enzyklopädisches Werk erhalten haben, das eine Fundgrube
des damaligen Wissens darstellt : es ist der „Allgemeine
Schauplatz" von Garzoni, ein großer Folioband mit 700 engbedruckten
Textseiten. Dieses Werk, das eine ganze Bibliothek ersetzen
konnte, wurde sein Lieblingsbuch. Er hat es auch exzerpiert und
damit seinen späteren Werken den gelehrten Aufputz gegeben, den
die damalige Zeit erwartete, den wir Heutigen allerdings als störendes
Beiwerk empfinden.

Sicherlich besaß Witsch in seiner Bibliothek auch die maßgebenden
Dichter und Schriftsteller des vorausgehenden Jahrhunderts von
Hans Sachs bis Johann Fischart. Grimmelshausen muß in dieser
Zeit ein rechter Büchernarr gewesen sein. Später hat er sich einmal
über den Wert der Bücher auch kritisch ausgesprochen, und zwar am
Anfang des 22. Kapitels des zweiten Teils seines „Vogelnests". Die
Stelle mag hier folgen : „Gleich wie die Bienen Honig und die

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