Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 13
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Spinnen Gift aus den Blumen saugen, also schöpfen auch die guten
Menschen Gutes und die Schlimmen Böses aus den Büchern. Ein
Buch kann so ärgerlich nicht sein, es wird ein frommer Mensch
etwas Gutes daraus lernen können, und ein Buch wird so gottselig
nicht sein, daraus ein verkehrter Mensch nichts nehmen könnte, das
ihm vermeintlich zur Besteifung, das ist Bestärkung seines verkehrten
Sinnes nicht dienlich wäre." Weltfremd aber haben ihn die Bücher
nicht gemacht. Das zeigt die Fortsetzung der vorhin erwähnten Einleitung
des „Stolzen Melcher", wo er meint, „wenn man eine eigentliche
und rechtschaffene Wissenschaft erlangen wolle, so müsse man
ein Ding selbst in der Fremde erfahren und alles mit seinen
eigenen Augen sehen." So behauptet die eigene Beobachtung ihr
Recht neben der Bücherweisheit. Daher war ihm auch der Verkehr
mit Leuten von Welt wertvoll, den er später von Gaisbach aus im
Griesbacher Bad gepflegt hat.

Hatten die Offenburger Jahre zu Grimmelshausens Bildung den
eigentlichen Grund gelegt, so wurde die verhältnismäßig kurze Zeit
in Wasserburg am Inn, 50 km östlich München, von besonderer
Bedeutung durch literarische Anregungen, die für seine spätere
Schriftstellerei entscheidend gewesen sind. Grimmelshausen war
dort Regimentssekretär bei dem Schwager seines Offenburger Kommandanten
, dem Freiherrn Burkhart von Elter. Noch in der Offenburger
Heiratsurkunde wird er als „des löblichen Elterschen Regimentes
Sekretarius" bezeichnet. Elter aber befand sich in der
Gefolgschaft des obersten Kriegsherrn der katholischen Partei, des
Herzogs Wilhelm von Bayern. Damals wird Grimmelshausen mit den
Schriften des Münchner Hofbibliothekars Ägidius Albertinus bekannt
geworden sein. Das Buch, das der Erzähler in der erwähnten
Einleitung zum „Stolzen Melcher", auf der Waldwiese liegend, liest,
ist der „Hirnschleifer" des Albertinus. Bedeutender als durch seine
eigenen Schriften war dieser aber durch Übersetzungen und Bearbeitungen
aus dem Spanischen. Es handelt sich dabei um zwei ganz
verschiedene Gattungen. Das eine waren die asketischen Schriften
des 1545 gestorbenen Franziskanerbischofs Guevara. Aus einem dieser
Traktate, betitelt „Mißbrauch des Hoflebens", hat der Dichter
das umfangreiche Schlußkapitel des 5. Buches seines „Simplicissi-
mus", mit dem der Roman ursprünglich schloß, wörtlich übernommen
. Es ist die Absage an die Welt.

Es ist viel Rätselratens um des Dichters übertritt zur katholischen
Kirche. Für mich ist es mindestens wahrscheinlich, daß dieser damals

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