http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1950/0071
gibt dem Hof den Zusatz : „mit sinem freyen Gedinggericht". Es
handelte sich hier offenbar um einen sog. F r e i h o f, d. h. der Hof
hatte sein eigenes Gericht, und wer sich auf seinem Grund und Boden
befand, durfte von andern nicht verfolgt werden, sogar wenn er einen
totgeschlagen hatte. Doch scheint dieses Recht zur Zeit der Verhandlung
praktisch nicht mehr in Übung gewesen zu sein. Michel Baumann
aus Oberweier sagt als Zeuge : Er habe gehört, daß Freiheit in dem
Haus sein soll. Er habe aber niemanden darein fliehen sehen. —
Die letzten Jahre des 15. Jahrhunderts, in die die Reihe der Lehensmeier
zurückführt, waren in unserer Gegend ziemlich unruhig. Die
Macht der Herren von Geroldseck lag damals arg darnieder. 1497
verloren sie ihre Burg an Pfalzgaf Philipp. Den meisten Zeugen sind
diese Vorgänge noch unmittelbar in Erinnerung, oder sie haben
wenigstens davon gehört. Heintzen Hanns war selber als Zwanzigjähriger
bei der Belagerung von Hohen Geroldseck dabei gewesen
(Als der Pfalzgraf Geroldseck gewunnen, sey er 20 Jahre alt gewesen
und auch davor gelegen). Ihm ist nicht bekannt, daß
der Hof an Geroldseck gefront habe. Als er selber ihn in Lehne
hatte, war nichts dergleichen in Brauch. Nur hatte ihm der Abt
zur Pflicht gemacht, dem Geroldsecker auf seinen Wunsch zwei
Pferde zu übernachten, zu füttern und auch die Knechte so lange
zu versorgen. Doch sei zu seiner Zeit nie dergleichen von ihm verlangt
worden. Ähnlich lauten die Aussagen der andern Zeugen. Daß
der Hof an Geroldseck gefront habe, wird von allen in Abrede
gestellt. Unsicherheit wird meistens nur dadurch hereingetragen, daß
die Meier neben dem Klosterhof auch andere Güter in Bebauung
haben. Das Widemhöflein wurde bereits genannt. Neben ihm wird
auch ein „Mollen-Höflin" erwähnt. Die Zeugen waren daher manchmal
im unklaren, woher Fron und Abgaben stammten. Doch heißt
es am Schluß fast immer, soviel sie gehört hätten, sei der Fronhof
abgabenfrei gewesen. Das Einzige, was er leistete, muß ein Beitrag
zum Bau von Weg und Steg im Bann gewesen sein. Davon spricht
ein Knecht namens Kaspar Wendlin. Unter Klaus Böcklin war es zu
Reibungen mit der Gemeinde gekommen, weil der Hof sich nur an
den allgemeinen Fuhren beteiligte. Die Bauern verlangten, daß er in
der Gemeinde frone und Steuern zahle genau wie die andern Güter.
Auch daraus ergibt sich, daß der Hof nicht an Geroldseck fronte.
Alle Anzeichen sprechen demnach dafür, daß die Sache zu Gunsten
des Abtes ausging, daß also auch weiterhin keine Fron an Geroldseck
geleistet wurde.
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