http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1950/0123
finde sich mit seinem Sohn nun schon das zweite Jahr in Rippoldsau,
,um allda dem Reichsgottshaus St. Georgen in Villingen ein neues
Gebäu aufzuführen.' Da dermalen in Welschensteinach eine neue
Kirche erbaut werden solle , und ich als ein alter Meister schon viele
Jahre bei der hochfürstlichen Herrschaft mich in zerschiedenem Bauwesen
getreulich brauchen lassen und einige Gebäu in einem billigen
Akkord aufgeführet, wie alle Bauverständigen attestieren
werden, mithin gar wohl imstande, mit meinem Sohn, welcher im
Zeichnen und anderer Arbeit sehr wohl erfahren, diesem Kirchenbau
vorzustehen, so gelangt an Ew. Durchlaucht unser Bitten, Höchst-
dieselbe möchten in Anbetracht unserer Wissenschaft der Baukunst
geruhen, uns als Untertanen gedachten Kirchenbau in der Welschen
Steinach zukommen zu lassen, damit wir vermögend, hinkünftig als
getreue Untertanen zu hausen, dargegen wir uns verbindlich machen,
solchen Bau nicht nur in einem billigen Akkord zu übernehmen, sondern
auch zu männiglichem Vergnügen herzustellen und zu zeigen,
daß wir in der Baukunst so erfahren, daß man in allen Vorfallen-
heiten uns in der Zeichnung sowohl als Maurer- und Steinhauerarbeit
gebrauchen könne, auch uns offerieren, einen Riß und Uberschlag
über den Kirchenbau zu verfertigen'.
Aber der Auftrag war von der Hofkammer bereits dem Maurermeister
Johannes Weber in Hausach in Aussicht gestellt
, der kurz zuvor die .Gefangenschaften' (Gefängnisse) in Wolfach
,recht meisterhaft' gebaut hatte und vom Amt als ein zwar junger,
aber doch sehr tüchtiger Mann empfohlen wurde. Weber erhielt die
Aufforderung, einen Plan der alten Kirche mit dem Turm und
Gottesacker zu fertigen (Abb. S. 124) und sich Gedanken darüber zu
machen, wie die neue Kirche erbaut werden könne, wenn ,der Turm,
welcher von dem Fundament aus bis an die Kuppel noch gut und
dauerhaft von ihm erkannt worden, stehen bleibe'.
Schon am 18. Dezember hatte der fürstenbergische Baudirektor
Franz Joseph Salzmann einen Plan für den Kirchenneubau
entworfen. Dieser Plan nun geht vom Vorhandenen
aus und zeigt uns damit die mittelalterliche Anlage. An das
55 Schuh lange, 29 breite und vermutlich gegen 20 Schuh hohe Langhaus
schließt dort der quadratische Chor, an ihn die quadratische
Sakristei. Die linke Chorwand und die linke Scheidewand zwischen
Chor und Langhaus bilden zwei Seiten des dickwandigen quadratischen
Turmes. Da die linke Langhauswand den Turm in der Mitte
stützt, sind die Langhaushälften nicht gleich, die linke ist breiter.
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