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Abt Johannes hatte sich in seinem rastlosen, aufopfernden Leben
verbraucht; fast erblindet suchte er im Hubbad Heilung und starb
1548. Auf seinem Grabstein am Choreingang stehen unter seinem
Familienwappen mit dem Mühlrad zwei Worte, die sein ganzes Leben
charakterisieren: „Pater et Dominus — unser Vater und Herr."
Der bisherige langjährige Cellerarius folgte als Abt Martin
Schimpfer (1548—1569). Bei der seit Jahrhunderten üblichen
Abtshuldigung der Petersleute beeilten sich die badischen Räte, zu
veranlassen, daß damit eine Huldigung an die badische Vormundschaftsregierung
verbunden werde. Noch schwieg Abt und Volk155).
Ein besonderes Anliegen des neuen Abtes war, den in den Bauernunruhen
dem Kloster, besonders seiner Bibliothek und Schule verursachten
Schaden wiedergutzumachen. Er machte eine Eingabe an
Johannes, Pfalzgraf bei Rhein und Vormund der jungen Markgrafen
Philibert und Christoph, ihm zehn Jahre lang das Ungeld zu überlassen
: „da unser gotzhaus merklichen und verderblichen schaden
in verloffenen bauerischen empörung erlitten, auch der jährlichen
Beschwerden und gülten gewachsen, dadurch daselbig mit Convent,
Brüdern und Schuolen nit besetzt, noch auch die Pfarren so stattlich,
wie des die groß nothdurft erfordert, bishero nit versehen werden
mögen, mög uns vergönnt sein und zugelassen werden, daß wir uff
all unsers gotzhaus dörffer ein wein-ungeld zehen jaren lang die
nechsten orden, ufflegen und nehmen mögen." So beugte sich der
Abt um der Seinen willen zu diesem Gesuch und um die Bibliothek,
den Kirchenornat und die Schulen wiederherzustellen156).
Der Bücherschatz jeder Bibliothek war nicht nur der Stolz der
Abteien, sondern auch die nötige Bildungsquelle und die Voraussetzung
des Unterrichts in der Klosterschule. Die noch erhaltenen
Murbacher und Schlettstadter Kataloge ermöglichen wenigstens
einen ungefähren Einblick auch in die vernichtete Schwarzacher
Klosterbibliothek, zumal die verbrüderten Klöster sich gegenseitig
den Bücherbestand zur Abschrift überließen.
Zum religiösen Bestand der Klosterbibliotheken gehörten alte wertvolle
Bibelausgaben, die übrigens in Schwarzach zeitig in Sicherheit
gebracht werden konnten — die Kommentare des Rhabanus Maurus
und exegetische Studien, besonders der Humanistenzeit — die Schafften
der Kirchenlehrer und Scholastiker, besonders des Hugo von
St. Viktor — die Schriften der Straßburger Mystiker Ekkehard,
Tauler und des Bruder Johannes — das Evangelienepos des Juvencus,
u5) Gallus Wagner, Schwarzacher Chronik, II.
156) Badisch-Durlachische Prozeßschrift, Beilage 57, Revers betr. von 1551.
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