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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
32. Heft.1952
Seite: 20
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1952/0020
Das erste, was er unternahm, war eine große Renovation der Abteikirche
, von der man Münzen im Dachstuhl fand; ins nördliche Querschiff
kam eine Orgelempore, die die ganze Hochwand ausfüllte,
unten aber drei Bögen mit Eingängen in die Marienkapelle hatte;
die Brüstung wurde mit einem mächtigen Klosterwappen geschmückt.
Der Leiter der Instandsetzung, Anton Göll, setzte im Mittelschiff
„seiner tugentlichen Hausfrawe Ursula von Botzhainin" ein großes
Grabmal mit der geistvollen Symbolik der Renaissance — aus einer
traubentragenden Hand pickte ein Vogel Beeren. Es ist nicht verwunderlich
, daß die Renovation große Unkosten verursachte.

Die Haltung der Petersleute bei der Huldigung hat Brunner nie
vergessen — und als Idealist baute er zuviel darauf. In Baden hatten
die beiden jugendlichen Markgrafen Philipp II. und Fortunat die
Regierung übernommen. Der Abt hielt die Gelegenheit für günstig,
nunmehr mit allen Mitteln die Landeshoheit, Rechte und Einkünfte
der alten Reichsabtei zu regenerieren. Das Volk war nicht dagegen,
aber machtlos — die jungen Markgrafen schimpften — und die Räte
griffen zu: „der empörige Abbt wurde wegen seines unordentlichen-
Lebens (!) zure Verantwortung gezogen"; ja man drohte, die Angelegenheit
bis nach Rom kommen zu lassen177).

Der Fall wurde im Jahre 1579 dergestalt „beygeleget, daß der Abt
sein bizheriges Vergehen bereuete, wiederrufte und die Marggraven
für des Gotteshauses Schwarzach als Landesfürsten erkannte"178). So
stellte es die nachmalige Prozeßschrift dar, unterließ es aber zu vermerken
, daß auch Philipp II. und Fortunat durch ihre Verschwendung
die Markgrafschaft an den Rand des Bankrotts brachten179).

Es darf nicht verhehlt werden, daß der Zusammenstoß mit Baden
und der klägliche Rückzug den Abt Brunner in Wirklichkeit nicht
umgewandelt hat. Mit seinem Prior Simon Firnkorn, der nach
Schwans Abgang wieder zurückgekehrt war und der noch 1573 auf
der neuen Orgelempore als „vir dignissimus et vigilantissimus", als
würdigster und wachsamster Mann gepriesen wurde, kam Brunner
in tiefstes Zerwürfnis, weil dieser sich erlaubte, ihn auf seine Fehler
aufmerksam zu machen. Firnkorn verließ enttäuscht das Kloster und
wurde in Drusenheim „prädicans acatholicus". Brunner ist mit Blindheit
geschlagen und geht unberührt seinen Weg weiter; 1581 versetzte
er die Dörfer Moos und Vimbuch mit allen ihren Einkünften
an Veronika John geborene Sturm von Straßburg für 1000 Gulden;

»») Badisch-Durlachische Prozeßsdirift, Anlage IV. § 89.

"") Badisdi-Durladiische Prozeßsdirift, IV. § 89.

m) Emil Lacroix, Einleitung zur Kunstgeschichte von Baden-Baden.

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