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ließen Hof und Pflug, zogen als Buschklepper umher und raubten
und mordeten wie die Soldateska216).
Noch im Winter 1643 resignierte Abt Jakob Eberwein; dann ist er
geflohen — niemand weiß, wohin — niemand weiß sein Grab.
Nunmehr wurde als vierter Abt des Dreißigjährigen Krieges der
Prälat von Schuttern, Vincenz Haug, auch für Schwarzach gewählt
. Als Kapitular von St. Blasien ist er nach Schuttern berufen
worden, nachdem daselbst seit 1627 jahrelang die Mansfeld- und
badisch-durlachischen Truppen im Kloster gehaust hatten, einer der
Äbte zu Offenburg, ein anderer zu Klingenau gestorben ist und sein
unmittelbarer Vorgänger unterwegs vergiftet wurde. Trotzdem hatte
1641 Vincenz Haug voll selbstlosester Gesinnung nicht gezögert, Abt
in Schuttern und 1643 das gleiche in Schwarzach zu werden217).
Zuallererst besetzte er in Schwarzach die vakante Klosterschaffnei
mit dem Schlettstädter Johann Jakob Barthen, um mit ihm zusammen
die unmenschlich schwere Aufgabe zu beginnen. Ringsherum
zog die gefräßige Kriegsfurie weiter durch das Land. Herzog
von Enghien überließ auf seinem Zuge gegen Philippsburg die Markgrafschaft
drei Regimentern zur Plünderung; ihre hinterlassene Spur
war auch in anderer Weise grauenhaft; zwischen Vimbuch und
Sandweier lagen in den Hundstagen von 1644 über 1000 verendete
Pferde auf den Wegen und Feldern, und ganze Schwaden eines unerträglichen
Gifthauches zogen über das Land. Ein Gifthauch anderer
Art drohte der mittleren Markgrafschaft; der Durlacher vermeldete
nach Paris, Markgraf Wilhelm habe sich seine Rechtstitel
nur durch eine erkaufte kaiserliche Schenkung angemaßt, und um
die Leute zu gewinnen, ließ der Durlacher die Kunde verbreiten, er
werde Stollhofen zu einer großen Residenz ausbauen. Ludwig XIV.
ließ die Sachlage durch Monsieur de Vautorte sorgfältig untersuchen
und erteilte dem Durlacher, als er dessen hinterlistigen Manipulationen
durchschaute, eine glatte Absage. Markgraf Wilhelm blieb
Landesherr, und in der Stiftskirche zu Baden-Baden hielt 1645, umgeben
von einer großen Volksmenge, Abt Vincenz Haug einen
Gottesdienst; im Hohen Chor standen neben dem Markgrafen die
Fürsten von Hohenzollern und Fürstenberg. Der Augenzeuge schreibt:
„durch die Kirche ging ein lautes Weinen218)."
In Schwarzach hat Schaffner Barth um Entlassung gebeten und
resignierte am 22. Oktober 1646. In einem Schreiben an den Mark-
!1B) Kriegsschäden des Gerichtes Ottersweier, Acher- und Bühler Bote, 1902.
sn) Kolb, Topographisches Lexikon Badens.
*") Kast, Mittelbadische Chronik.
3 Die Ortenau
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