http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1952/0047
Lektionariums; das Mittelstück des Gestühls trägt das Wappen von
Abt Joachim Meyer und die Jahreszahl 1700.
Mit dem gleichen Jahre datiert das Schreiben des Abtes an den
Markgrafen ,,die Crayß-Kontingents-Unterhaltung betreffend". Nach
dem Dreißigjährigen Krieg wurden laut Vertrag zwischen Baden und
der Abtei monatlich von den beiden Stäben Schwarzach und Vimbuch
19 Gulden und 12 Kreuzer erhoben als Kontributionsgeld. Seit
dem Orleanischen Krieg hatten die beiden Stäbe ,,zwey Dragoner-
und 6^ Mousquetiers-Portiones zu unterhalten, so sich jährlich aüf
680 Gulden belaufen thuet". Trotzdem verlangte nunmehr die fürstliche
Kammer weitere „Crayßgeldter". Der Abt ist aufs höchste bestürzt
und bittet den Markgrafen Ludwig Wilhelm, ,,bey seiner allzeit
gnädigsten, mild-fürstlichen Inclination auf das Gotteshaus, ihm
seine ohnunterbrochne Rechte und Privilegien zu belassen". Das
Schreiben des Abtes hatte den erwünschten Erfolg258).
In den Jahren 1703 bis 1707 spielte sich zum großen Teil der
spanische Erbfolgekrieg in unserer Gegend ab, die von der bekannten
Bühl-Stollhofner Linie des Türkenlouis durchquert wurde. Ein
Hauptverteidigungspunkt war die Vimbucher Kirche, die zu einer
Bastion gestaltet wurde; der Dachstuhl und der obere Teil des Turmes
wurde abgebrochen, das Gemäuer mit Erde ausgefüllt, mit Kanonen
besetzt und ringsherum durch einen dreißig Fuß breiten Wassergraben
gesichert. Bis 1714 wurde in der eben erstellten Holzkapelle
von Balzhofen der Pfarrgottesdienst gehalten. Der westliche Stützpunkt
der Linie war Stollhofen mit einem großen Stau- und Schleußen-
system. Im Jahre 1707 starb der Türkenlouis, kurz darauf fielen die
Linien, und der französische Marschall Villars sagte: „die Einnahme
war leicht, denn der Markgraf war todt259).
Ludwig Georg Simpert, der älteste Sohn des verstorbenen Markgrafen
, war noch minderjährig; der Vormund war Freiherr von
Plittersdorf und „Mitvormünderin und Landes-Regentin Frauen Franziska
Sibylla Augusta Markgräfin zu Baden und Hochberg, gebohrne
Herzogin zu Sachsen, Engern und Westphalen". Die übliche Huldigung
in Schwarzach hielt 1708 „der geheimde Rath und Hofraths-
Director Braillard" ab, wobei „der hochgedachte Herr Prälat zu Bezeugung
seiner Willfährigkeit auf das ihm vorgezeigten Scepter
angelobet und die Schwarzacher Unterthanen den Eyd geschworen
haben"260).
!M) Badisch-Durlachische Prozeßschrift, Beilage 63 und IV, 61.
K») Fr. D.-A., XI., 138—141.
:") Badisch-Durlachische Prozeßschrift, Beilage 31.
47
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1952/0047