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macht werden sollten, ist leicht begreiflich. Dahero man auch der
höchsten Penetration anheimstellet, ob dieses nicht eine gemeine
(= allgemeine) Beschwerde heißen könne, wo die Hand an die gemeinsame
Schutzwehr geleget, die Reichsgesetze überschritten und
alle Lande in die Gefahr innerlicher Zerrüttungen gesetzt werden
können302)."
Trotz der Antwort und trotz der eigenen Unsicherheit wurde die
Indignation gegen das wehrlose Gotteshaus immer heftiger. So wurde
1772 in Moos der Lehrer Josef Meder vom badischen Amtmann
J. Anton Beck seines Amtes enthoben, weil er die Schulordnung des
Abtes publiziert hat und für ihre Durchführung sorgte; „er solle sich
von dem sein Brot geben lassen, zu dem er halte"'01). In einem Schulprotokoll
des gleichen Jahres berichten die Lehrer von Schwarzach,
Vimbuch, Greffern, Moos und Ulm an den Abt: ,,so wohl gemeint
die neue äbtische Schulordnung auch ist, stößt sie doch auf die
größten Hindernisse, theils weil die klösterlichen Unterthanen sich
durch die Sommerschulen in ihren bäuerlichen Interessen für beeinträchtigt
halten, theils weil sie gegen die Gehaltserhöhung der
Lehrer erbittert sind, vor allem aber, weil die badischen Beamten zu
Schwarzach und Stollhofen die Schulordnung des Abtes eine Manifestation
von bestrittenen landesherrlichen Rechten nennen, dagegen
agitieren und die Retinenz der Unterthanen unterstützen, während
doch der Abtei keinerlei Exekutivgewalt zur Verfügung stehe304)."
Aufrecht und unbeirrt ging der Abt Anselm Gaugier seinen Weg
weiter. Er führte in allen abtsstäbischen Dörfern die Schulkasse ein,
in die künftig der Burgergulden der Neubürger, die Strafgelder, der
halbe Kaufgroschen und der Handlohn oder Weinkauf fallen sollen,
alles herrschaftliche Rechte, auf die er verzichtete305).
Man kennt immer noch sein gutes Herz, und manchmal darf er
doch wieder eine kleine Freude buchen. Als 1772 die elf Meister der
Schwarzacher Bäcker- und Müllerzunft die badische Ordnung annehmen
sollten, weigerten sie sich, „da sie mit den alten Artikeln
gar wohl zufrieden seyen und nit wüßten, was sie mit den andern
anfangen sollen". — Zu Ostern hielt im Jahre 1774 der Vimbucher
Pfarrer, immer noch der eifrige P. Plazidus Künstle, eine fulminante
Predigt wegen der Schule,- es seien in den letzten "U Jahren von
100 Kindern 3600 Schulversäumnisse vorgekommen, „weil die Eltern
*") Badisch-Durlachische Prozeßschriften, V., § 69.
"') Schwarzacher Urkunde Nr. 1110.
*") Schwarzacher Urkunde Nr. 1112.
305) Schwarzacher Pfarregistratur 1771.
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