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Und wie war die Lage in Schwarzach? — Es unterliegt keinem
Zweifel, daß in jenen verwirrten Jahren die großen Abteien, wie
Gengenbach und St. Blasien, viel von ihren Mobilien ins Ausland,
z. B. nach St. Paul in Kärnten, schafften. Das schon lange arm gemachte
Schwarzach hatte nicht mehr viel fortzuschaffen. Drum umgibt
auch den letzten Abt eine bewundernswerte Ruhe. Noch in den
letzten Jahren vom 18. Jahrhundert erließ der Abt eine erneuerte
Schulordnung: „darnach soll täglich eine halbe Stunde Religionslehre
durchgenommen werden, ferner das Lesen deutscher und lateinischer
Druckschrift, Schreiben, Rechnen, Wirtschafts- und Anstandslehre;
kein Kind soll aus der Schule entlassen werden, bis es die genannten
Dinge vollständig, nicht ohnhin erlernt habe; allerdings soll auch
keinem Kind etwas aufgegeben werden, ohne daß es zuvor erklärt
worden sei; drum ist ein Unterricht ohne Vorbereitung notwendig
unordentlich, verwirrt und ohne Nutzen; der Lehrer darf nie vergessen
, daß ihm das wichtigste aller Geschäfte anvertraut ist; der
Ortsvorsteher soll jede Woche wenigstens einmal den Unterricht
besuchen; besonders fleißige und talentierte Kinder möge man dem
Abt vorstellen, um alles für ihre besondere Ausbildung in die Wege
zu leiten; für die Schulentlassenen ist bis zu ihrem 20. Jahr am Sonntag
eine Wiederholungsstunde zu halten." Diese goldenen Grundsätze
wurden mit Recht in den „Monumenta Germ, aedagogiae"
publiziert313). Die vom Abt eingeführte und fundierte Schulkasse
blieb noch lange als Schulfond ein großer Segen der Schwarzacher
Klosterdörfer.
Auch in anderem gedachte der Abt sorgend seiner Gemeinden.
Auf Grund einer seiner Eingaben an die kaiserliche Reichskammer
erfolgte 1792 die Teilung des Fünfheimburger Waldes; noch einmal
widersetzten sich die beiden Gemeinden im Hanauerland; da haben
die abtstäbischen Gemeinden von sich aus ihren Anteil ausgelost
und ausgestockt. So endete diese Waldmark im Alter von anderthalbtausend
Jahren. — Im Jahre 1795 wurde auch die Aufteilung
des „Hägenich", des Kappler-Ottersweierer Kirchwaldes akut; die
drei „zugewandten" Orte Balzhofen, Oberweier und Oberbruch sollten
leer ausgehen; da nahm sich der Abt ihrer an in einem ausführlichen
„Memorial"; der Erfolg war der heutige Wald dieser drei Dörfer
. Das Memorial war die letzte amtliche Betätigung des Abtes314).
Der Reichsdeputationshauptschluß vom 26. Februar 1803 brachte
dem Markgrafen von Baden für die an Frankreich abgetretenen links-
313) Kehrbach, monumenta genn. paedag.
3U) Gemeinde-Archivalien.
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