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der Riese seinen Dienst von Mal zu Mal lässiger tat, des Omerstsees
Wasser darob immer dürftiger rann und Ih.....— des Riesen zornmütige
Gewalttaten immer grausamer wurden. Ihmes Weib hatte
dem Riesen vergeblich zur Vernunft geraten und machte sich eines
Tages auf, des Omerstsees Abfluß wieder in Ordnung zu bringen.
Aber die Kraft des Weibes, das gleich den Bauern hungerte, reichte
nicht zu, die ungefüge Stange zu meistern, sie blieb im Loche stecken,
brach entzwei und verstopfte so den Abfluß vollends. Zagen Herzens
berichtete das Weib von seinem Unschick — da traf der des Metes
Volle die Wohlmeinende mit der Keule zu Tode. Darauf ließ er die
Bauern aufbieten; zehn von ihnen sollten die Tote verscharren, den
anderen befahl er, ihn auf seiner Pritsche auf die Omerst zu schleppen
. Noch einen Krug Met soff Ih.....— der Riese leer, dann sank
er schnarchend aufs Lager. Die Bauern wußten, daß sie die Spitze
der Stange nicht aus dem Grunde des Sees würden lösen können,
sie wußten aber auch, daß ihrer keiner am Leben bliebe, wenn sie
Ih.....— den Riesen aus seinem neuen Rausch erwachen ließen.
Da schwangen sie zu vieren seine Keule und brachten ihn zu Tode,
darnach legten sie Feuer an sein Haus.
In der Frühe des nächsten Tages gingen die Bauern hinauf zum
Omerstsee, zu ratschlagen, ob sich, da doch der Abfluß am Grunde
verstopft war, nicht ein geordneter Überlauf herstellen ließe, der die
Ufer vor der Zerstörung wahre und ihnen wieder Wasser zuführe.
Aber ihre Furcht, der See könne schon über die Ufer getreten sein,
war grundlos. Das verstanden sie nicht: Ein tagelanger Regen mußte
dem See Zufluß gebracht haben. Wo war der hingekommen, da der
Spiegel bedrohliche Höhe nicht zeigte? Und wie tief sollte der Anstich
bewirkt werden? Er mochte hoch oder tief angelegt werden,
der Spiegel senkte sich auch bei sparsamster Bemessung des Abflusses
auf die Kante des Auslaufes, und dann mußte man auf Regen
warten. Das ging nicht an. Die Bauern ließen nach Anbringung einer
Marke einen Mann zur Beobachtung des Seespiegels zurück und
gingen auseinander. Drunten empfing sie allerorten Freude: Rings
um die Halde, die dem Riesen gehört hatte, waren da, wo sie auf
dem Urgestein aufsaß, Quellen entsprudelt, eine gegen das Bühler
Tal, eine gegen den Buchkopf und eine gegen Abend. Der Omerstsee
hatte sich neuen Abfluß gesucht! Frohen Mutes kamen die Männer
überein, ihn für alle Zeiten vor Verstopfung zu wahren und überwölbten
den Omerstsee mit starken Steinplatten. Selbe überdeckten
sie mit Erde, und daß diese nicht der Regen abwasche, pflanzten sie
Moose und Farne darein.
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