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Durch seine Tätigkeit als Redakteur des „Anzeigers" und als Mitglied
der Kreisversammlung in Offenburg war Förderer unterdessen
so bekannt geworden, daß ihn 1871 der Wahlbezirk Gengenbach-
Haslach zum Abgeordneten des Badischen Landtages wählte, dem
er bis zum Jahre 1887 angehörte. Darüber hinaus hatte er seit 1874
die Würde eines Dekans des Landkapitels Lahr inne, wozu schließlich
noch das Amt eines Erzbischöflichen Schulinspektors kam.
Ein nervöses Herzleiden machte sich öfters sehr hinderlich bemerkbar
, was ihn — nachdem er mehrmals in der Schweiz Erholung
gesucht hatte — veranlaßte, 1887 seine Wiederwahl in den Landtag
abzulehnen. Gleichsam in Vorahnung seines baldigen Todes verfaßte
Dekan Förderer 1888 ein Testament, in dem er vor allem seine Pfarrkirche
reich bedachte, und ließ sich auf dem Lahrer Friedhof eine
Gruft mit steinernem Kreuz erstellen.
Auf tragische Weise sollte Albert Förderer sein Leben enden. Ein
heruntergekommener und anscheinend durch kirchenfeindliches
Schrifttum aufgehetzter Buchbindergeselle, Richard Ada aus Aach
im Hegau, überreichte am Nachmittag des 23. Januar 1889 dem Geistlichen
in seinem Arbeitszimmer einen Zettel mit den Worten:
„Schurke, deine Uhr ist abgelaufen, rette deine Seele", um fast
gleichzeitig den wehrlosen Mann mit 28 Messerstichen meuchlings
niederzustoßen. Den Mörder traf später als verdiente Vergeltung die
Todesstrafe. Unter riesiger Beteiligung der Bevölkerung aus Lahr
und dem ganzen badischen Lande wurde Albert Förderer am
26. Januar 1889 zu Grabe getragen, wobei der bekannte Dekan
Lender seinem Freunde einen ehrenden Nachruf widmete.
Karl Schneller, Oberbürgermeister von Karlsruhe
Zwei Männern vor allem hat die Stadt Karlsruhe ihre Entwicklung
von der mittleren Residenz- zur neuzeitlichen Großstadt zu verdanken
, dem Lörracher Wilhelm Lauter und dem Rastatter Karl
Schnetzler. Beiden war es vergönnt, in der Zeit eines allgemeinen
wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwungs zwischen dem Deutsch-
Französischen Krieg 1870/71 und dem ersten Weltkrieg als Oberbürgermeister
in der badischen Landeshauptstadt zu wirken. Von
beiden kann man sagen, daß sie die damalige Lage zum Vorteil des
von ihnen betreuten Gemeinwesens genützt haben.
Rastatt war noch nicht lange vom Norden des badischen Landes
aus durch das neue Verkehrsmittel, die Eisenbahn, zu erreichen, als
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