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nicht den Strom befahren dürften, um zu fischen, und das Zug- und
Streifgarn nicht benutzen dürften, so wollten sie wenigstens das bescheidene
Vergnügen haben, mit der Angelgerte am Ufer zu sitzen.
Die Fischer meinen, es wäre den Bauern nützlicher, wenn sie bei
ihrem Pfluge blieben, statt ihnen das mühsam verdiente Brot wegzunehmen
. Das Fischen bringe überhaupt so wenig ein, daß man
seine Familie nicht ernähren könne. Sachverständige behaupten,
wenn die Fischer nichts herausbrächten, liege das an ihnen, sie bedienten
sich beim Fischfang veralteter Methoden. 1796 hören wir
von einem Fischerbestandzins von 36 Gulden, einer erheblichen
Summe. Oft machen die Fischer ein Gesuch an die Regierung zwecks
Ermäßigung oder Stundung des Pachtzinses bei gleichzeitiger Schilderung
ihrer finanziellen Lage, was oft Entgegenkommen findet.
Quellen: Generallandesarchiv Karlsruhe, Ottenheim, Spezialakten.
Wie Schuttern badisch wurde
Ein kleines Geschichtsdrama mit einem Vorspiel
Von Oskar K o h 1 e r
Man mag in Schuttern bei Lahr im dortigen Kloster nicht schlecht
überrascht gewesen sein, als am 16. November 1802 gegen Abend
ein betreßter Herr samt einem Begleiter abstieg und vor den Herrn
Prälaten geführt zu werden begehrte. Offenbar waren die zwei in
einer nicht alltäglichen Angelegenheit gekommen. Daß dem so war,
sollten die Insassen des Klosters und darüber hinaus der ganze Ort
bald erfahren. Einstweilen sorgte man dafür, daß die Fremden, wie
es sich gehörte, dem Herrn Prälaten gemeldet wurden. Der wunderte
sich selber, was die beiden bringen möchten, und ließ sie alsbald
vor sich führen. Der Herr mit den Tressen — offenbar war er die
Hauptperson, und der andere, der bescheidener gekleidet war, mußte
sein Diener sein —, der Herr mit den Tressen also trat mit einer
leichten Verbeugung in das Empfangszimmer des Abtes, stellte sich
vor als Kommandeur Freiherr von Freiberg, überreichte
eine Vollmacht und erklärte dann, daß er zu keinem geringeren
Zweck gekommen sei als dem, das Kloster samt dem Flecken Schut-
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