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Zu bedauern ist, daß Briquet bei seiner Forschung wie alle bisherigen
Liebhaber der Wasserzeichen von der irrigen Annahme und
Voraussetzung eines Einzelwasserzeichens ausgegangen ist. Wohl
sind ihm die in den gleichen Bänden vorkommenden ähnlichen Abarten
, die er Variantes similaires und identiques nannte, aufgefallen.
Wohl kannte er auch, der seine Ausbildung in einer Papierfabrik
erfahren hatte, den Vorgang des Schöpfens mit einem Formenpaar.
Daß aber in der Feststellung dieser Formenpaare der Schlüssel zur
sichern Bestimmung der unzähligen Abarten des gleichen Zeichens
und deren Datierung gegeben ist, blieb ihm verschlossen, und statt
der Formenpaare hat er in seinen Wiedergaben nur Einzeltypen gegeben
, zu denen nun das zugehörige Gespann gesucht werden muß.
Ist das Zeichen nicht in einem Einzelschriftstück enthalten, sondern
in einem Aktenband, einem Heft oder nur einer Lage mehrerer
Bogen, so ist dies beim Vergleichen leicht und regelmäßig möglich.
Das Werk von Briquet ist im Jahre 1907 erschienen. Die vier darin
mitgeteilten Wasserzeichen unbekannter Herkunft aus den Jahren
1564 bis 1586, die leicht für den Wappenkundigen wie für den
Gengenbacher Einwohner als Gengenbachisch zu bestimmen waren,
sind aber am Orte ihrer Herkunft ganz unbeachtet geblieben. Bis
zur neuesten Auflage behauptet die Firma Müller & Schimpf im
Adreßbuch der Papier-, Pappen- und Papierstoffabriken Deutschlands
und seiner Nachbarstaaten (Günther-Staib-Verlag, Biberach
[Riß]) unbeirrt weiter, die Papiermühle sei 1579 gegründet worden.
Einen Beleg dafür weiß sie aber nicht anzugeben, und auf eine
Richtigstellung hat sie sich nicht einlassen wollen.
Zu Briquets Type 2090 habe ich in meiner Sammlung eine leichte
Variante, die bereits 1580 verwendet ist. Das Wasserzeichen befindet
sich ziemlich nahe am Falz zwischen dem vierten und fünften Steg
vom Rande ab. Zwischen dem ersten Steg und dem Rand läuft ein
kräftiger Hilfssteg. Der Bogen ist 32,5 cm hoch (Abb. 11).
Mit seinem Wappenadlerpapier tritt Gengenbach in die Reihe
ähnlicher Adlerpapiere anderer Reichsstädte ein.
So trägt der Frankfurter Wappenadler bald im Brustschild, bald
frei aufgelegt den Lateinbuchstaben des Stadtnamens, ein großes F.
Dieses Wasserzeichen findet sich zahlreich und weitverbreitet von
1541 an. Der Frankfurter Adler ist meist nach links, also dem Bogen-
falz zugewendet, und in der gleichen Richtung mit dem Namenbuchstaben
auf seiner Brust. Mitunter trägt er Kleeblattstengel auf den
Flügeln wie der Gengenbacher Adler. Andere Buchstaben auf der
Brust des einköpfigen oder des Doppeladlers weisen auf die Her-
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