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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
32. Heft.1952
Seite: 196
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gestellt waren, konnten sie später mit den besseren Florentiner Geflechten
nicht in Konkurrenz treten. Der damalige Obervogt von
Triberg, Dr. Hub er, schuf im Jahre 1804 Abhilfe. Er verschaffte
sich genaue Kenntnisse über die Florentiner Geflechtkunst und
machte seine Landsleute in der Umgebung auch mit feineren und
besseren Geflechten näher bekannt. Durch die' Anfertigung von
Halmespaltern konnte der feinste Strohhalm in vier bis zehn Teile
gespalten werden. Der aus Schönwald bei Triberg gebürtige Jakob
Weißer, genannt der „Spenglerjokele", erfand eine bessere Strohbleiche
sowie einen Apparat der sogenannten „Striche". Diese gaben
den Geflechten die nötige Geschmeidigkeit und auch bessere Glätte.
Mit einem Wort: er steigerte dadurch die Leistungsfähigkeit. Als nach
dem Tode des Obervogts Huber im Jahre 1818 aber eine Stockung
sich bemerkbar machte, kam im Jahre 1850 die badische Regierung
zu Hilfe und erteilte dem damaligen Direktor der Uhrenmacher-
schule in Furtwangen, G e r w i g , den Auftrag, sich ernstlich der
Besserung der zur Zeit notleidenden Strohflechterei anzunehmen. In
der näheren und weiteren Umgebung Tribergs entstanden Geflechtschulen
; Ausstellungen von Halmen und Geflechten wurden veranstaltet
, und kein Mittel blieb unversucht, die Strohflechterei im
ganzen Schwarzwald heimisch zu machen. Eine neue Industrie entstand
, und die Flechterei gewann in wenigen Jahren weiteren Boden.
Die besseren und schöneren Geflechte erzielten wiederum einen
raschen Absatz. Aber Ende der sechziger Jahre trat nochmals ein
Stillstand ein, als China ein billigeres Geflecht in Deutschland zur
Einführung brachte. Wiederum entschloß sich die Regierung, diese
Notlage zu beheben und mit erneuter Kraft und neuen Mitteln
helfend einzuspringen. Ein besserer Absatz für mehrere Jahre war
dann die Folge davon. Und in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts
stand die Strohflechterei im Schwarzwald sogar in ihrer
höchsten Blüte. Der Lauf der Jahre brachte aber nochmals einen
Rückschlag, der durch den zunehmenden Import des aus China und
Japan eingeführten billigeren Geflechtes, sowie aber auch durch die
aufstrebende Uhren- und Fremdenindustrie, wo ein besserer Verdienst
winkte, beeinflußt wurde. Die Zahl der Flechterinnen nahm
zusehends ab, und die meisten Geflechtschulen wurden mangels Besuches
aufgehoben. Als die badische Regierung im Jahre 1906 allein
schon wegen eines heftigen Protestes von 40000 bis 50000 Arbeitern
sämtlicher Strohhutfabriken für eine Erhöhung des Zolles eintrat,
blieb auch dieser ohne jeden Erfolg. Am 10. Juni 1927 erstattete das
Bürgermeisteramt Furtwangen einen Bericht, daß die dortige Ge-

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