Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 21
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1953/0021
französische Forscher, vor allem auch der Schwede Johnson, glauben
zwar, daß die -weiler-Namen und die zur gleichen Gruppe gehörigen
französischen Ortsnamen mit ville und court ohne Mitwirkung
germanischer Einflüsse entstanden seien; aber auch sie
setzen die Entstehung dieser Ortsnamen frühestens an das Ende des
4. Jahrhunderts20). Seit 260 n. Chr. aber sitzen die Alemannen in
Baden und Württemberg; damals hat es im Römischen Reich noch
keine -weiler-Ortsnamen gegeben. Erst recht konnten die Römer vor
dieser Zeit, als sie noch in Baden saßen, dort keine solchen gründen.

Ein frühes deutsches, aus dem Lateinischen entlehntes Gattungswort
,,Weiler", dessen Existenz auch Steinbach noch bestreitet, läßt
sich zwar nicht aus frühen deutschen Texten, wohl aber aus lateinischen
Urkunden seit dem 8. Jahrhundert nachweisen. Während
villa, das nicht ins Deutsche übernommen wird, in den lateinischen
Urkunden in der Bedeutung „Dorf" dauernd gebraucht wird, stets
in lateinischer Weise mit v und zwei 11 geschrieben wird, wird vil-
lare seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts, zuerst wohl in Weißenburger
Urkunden, nicht nur in Ortsnamen, sondern auch als Gattungsbezeichnung
(z. B. „Wilari quo Otpert sedet", d. h. der Weiler, auf
dem Otpert ansässig ist) in deutscher Weise, d. h. mit w und nur
einem 1 geschrieben; es ist das deutsch gewordene Wilari. Also
können schon im 8. Jahrhundert und vielleicht schon früher mit dem
deutsch gewordenen Lehnwort von Deutschen -weiler-Ortsnamen
gegeben worden sein.

Natürlich brauchen nun nicht alle deutschen -weiler-Ortsnamen
in der Merowingerzeit entstanden zu sein. Nachdem das Wort einmal
deutsch geworden war, konnte es immer wieder namenbildend
verwendet werden, und es hat diese Kraft wohl bis ins 11. und
12. Jahrhundert behalten. Wann es sich in den einzelnen Landschaften
gebildet hat, das muß wieder die Heimatforschung prüfen; wichtig
ist es dabei, mit welchen anderen deutschen Ortsnamentypen es
dabei zusammen auftritt. Während es im niederrheinischen Tiefland
zwischen Aachen und Köln mit alten keltoromanischen und frühesten
germanischen Ortsnamen (-ingen, -heim) vergesellschaftet ist
(siehe Skizze 3), hier also wohl bis in die Entstehungszeit des Typus
herabreicht (Niederrhein wieder Eingangstor für ein lateinisches
Lehnwort), findet es sich im Elsaß und z. T. in Baden am Außenrand
der -heim-Landschaft, diese in der Rheinebene, die -weder auf den

Z. B. Lot, De l'origine et de la signification historique et linguistique des noms de lieux en
-ville et en -court (Romania, Band 59, 1933). — Johnson, Etudes sur les noms de lieu dans les-
quels entrent les elements court, ville et villiers; 1946.

21


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1953/0021