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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
34. Heft.1954
Seite: 64
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aber — konnte ein solcher Bau nicht auch der Fürstenkapelle angefügt
werden? Man überlegte hin und her, und das Ende war, daß
im Mai 1890 die Bauarbeiten begannen und am 7. November der
bisher freistehende Sarg in der Gruft des freundlichen neuen
Hamiltonkapellchens beigesetzt wurde.

Das Tagebuch meines Urgroßvaters

Mitgeteilt von August F e ß 1 e r

Im Besitze meiner am l.Juni 1928 im hohen Alter von über 90 Jahren verstorbenen
Großmutter väterlicherseits fand sich ein dünnes, schmales Schreibheft,
aus wenigen grauen Blättern mit grobem Bindfaden zusammengeheftet, das sie ihr
langes Leben hindurch treu bewahrt hatte. Es war ein kleines, anspruchsloses
Tagebuch ihres Vaters und enthielt in der Hauptsache kurze Aufzeichnungen über
den engen bäuerlichen Lebenskreis des Verfassers, über Wachstum und Ernte
sowie deren Preisverhältnisse, daneben wurde die jeweilige Witterung berührt,
aber auch kurz die politischen Verhältnisse erwähnt, soweit sie ihm erwähnenswert
schienen. Die Tagebucheinträge umfassen ziemlich genau die Zeit zwischen
dem Ersten und Zweiten Reich, also jene Periode, in welcher es ein einiges
Deutsches Reich überhaupt nicht gab. Gar oftmals hat die Großmutter bei absonderlichen
Wachstums- und Witterungsverhältnissen auf diese Aufzeichnungen
ihres Vaters, die ebenfalls ähnliche Verhältnisse festhielten, hingewiesen.

Meine Großmutter verwahrte aber noch ein weiteres Tagebuch, das ihr Großvater
, der Vater des obigen Chronisten, hinterlassen hatte, das aber zu meinem
großen Leidwesen verloren ging, ehe ich es auswerten konnte. Der Großvater
dieses, meines Ururgroßvaters also, wanderte zusammen mit einem Bruder aus
ihrer Heimat Regensdorf bei Zürich etwa 1725/30 bei uns ein. Der erwähnte
Bruder war während vieler Jahre Meier des herrschaftlichen Kirchengutes in
Memprechtshofen. In Regensdorf ist das Geschlecht bis ins 14. Jahrhundert nachzuweisen
.

Die Aufzeichnungen meines Urgroßvaters aber lauten:

Im Jahre 1800, den 28. Mai, bin ich, Johann Jakob Spielmann, in
Scherzheim zur Welt geboren und den 2. Tag darauf zur christlich-lutherischen
Taufe aufgenommen worden. Zu der Zeit war Krieg, und derselbe dauerte
25 Jahre. Das Land ward darmstädtisch, im Jahre 1803 wurde es badisch.

Im Jahre 1810 wurde zu Scherzheim die alte Kirche, welche noch von den
Heiden soll erbaut worden sein, abgerissen, und war diese auf dem nämlichen
Platz gestanden, wo jetzt die neue steht. Wo sie angefangen haben zu bauen, da
wurde gegraben bis auf das Wasser. Dann wurde der Rost gelegt. Ein großer
Stein wurde ausgehauen und zum Eckstein erwählt. Dieser Eckstein wurde auf
dem Platz auf der rechten Seite gegen dem Schulhaus gelegt. In diesen Stein
wurden allerlei Sachen getan zum ewigen Angedenken: Es wurden zwei Botellen
hineingestellt, eine Botelle wurde angefüllt mit allerlei Gesäm, nämlich Weizen,
Korn, Rapssamen usw., die andere wurde angefüllt mit weißem, gutem Wein. Es
wurde noch allerlei Geld hineingelegt, was zu jener Zeit geschlagen worden ist,
auch etliche Schriften wurden hineingetan. Da alles darinnen war, wurde ein

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