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Fallgatter am Weg nach Stollhofen hin. Wir haben hiermit deutlich
die Spuren der Grenzen einer bedeutungsvollen, einstigen Mark
noch erhalten.
Diese drei Stunden lange und zwei Stunden breite Mark bekam
durch die Niederterrasse und die Altwasser des Rheines ein eigenartiges
Gepräge, dem die fernherklingenden Gewannamen den Unterton
verleihen. Der östliche Dünenzug beginnt bei Zell mit dem Ahrbruch
(aran kymr. Hügel); es folgen der Under, eine Anhöhe über
der Au von zirka zehn Meter Höhe, und die Streng (strangan ahd.
schmaler Hügel), dann bei Moos der Schünbrunn (schün vg. Hügel),
der Heidenbuckel mit seinen uralten Geheimnissen und die Bisselfürst
(buss ahd. Berg, büssel = Hügel). Der westliche Dünenzug der
Niederterrasse beginnt mit der Elmhurst (Elm == Elch, dessen Fußspur
schon in der Frühzeit als Fährte galt); es folgen das Oberoelon
bei Ulm, der Hohe Stadelweg beim ehemaligen Hunden, der Hundsrück
und das Grien (= Sandbank) und der Kritzberg (krisca vg.
Mulde) bei Schwarzach und der Grymen (grem vg. Hügel) beiGreffern.
Sehr zahlreich waren einst zwischen diesen welligen Waldgründen
die Altwasser des Rheines, von denen uralte Gewannamen noch
eine Auswahl bieten, so das Muhr bei Zell, die Wogmatten (woc,
wac ahd. tiefes, stehendes Wasser) bei Moos, der Alteneger (agara
vg. Fluß) bei Scherzheim, die Wäge (wie wog), die Syggeneschach
(sygga vg. Lache, esca vg. Bach) und das Oelon (olina vg. Fluß)
bei Ulm, der Mosel bei Graueisbaum mit fast endlosen Weidenbeständen
und die Runnenpfadweide (runs vg. fließendes Gewässer)
bei Greffern344).
Eine weitere Überraschung der Scherzheimer Mark war die große
Anzahl von einsamen Waldhöfen. An der Merenlache, auch Schwarzwasser
genannt, lagen die Michelbucher Höfe, als deren Bannherr
das Ulmer Weistum den Abt von Schwarzach nennt; zum Zeller
Muhr gehörte der Warmersbrucher Hof, der noch 1812 bestand; den
Mooshursthof westlich von Moos umgaben die uralten Gewanne
vom finstern Scholen, Heulystrut und alten Wasen; ganz von den
letzten Böschen der Mark umgeben lag an ihrem Nordrand der
Birrehof; der Siebeneschhof ist der sehr alte Sipineschehehowe und
war wohl mit Rücksicht auf die sehr früh erkannte Heilkraft der
Esche eine Kultstätte der vorgeschichtlichen Göttin der Familie
Sif oder Sibja, zumal in unmittelbarer Nähe der Wiblingraben
und die Wibschlibünd sind. Der Ulmer „freie Waldhof", auf dessen
Bedeutung Bezeichnungen von 1405 wie „Burgmatt und hinter
344) Sämtliche Deutungen aus Budes, Oberdeutsches Flurnamenbuch.
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