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Sie bestand aus einem Moorwald im Süden, einem Rheinwald im
Westen und aus dem Bannwald im Osten. Der Moorwald hat im
Hursteck, einen runden Scholen, einen verlandeten Flußarm mit
einer Fülle von geisterhaftem Wollgras und einen Henkersbach,
eigentlich Hengersbach (Henge, Hege, Landhege = Markgrenze),
ferner eine Streng im ausgestockten Niederwald (strangan ahd.
schmaler Landstreifen zwischen Sumpf), daneben eine Bibermatt
(babhrus vg. braune Torf erde), eine Schlatt (slota ahd. Sumpf), eine
Mughurst im Holer (mugge ahd. Frosch) und in der Nordostecke
eine Grubhurst, die im Dialekt Gruwerst heißt (gruvan ahd. ausruhen
auf einem Holzgestell im Moor).
Der Rheinwald, wo Wald und Wasser in steter Abwechslung sich
berührten, ist ebenso reich an seltenen, dunklen Namen. Unterhalb
Vallator beginnen sie mit dem Katenauer Kopf (cadarn keltisches
Wort für Römerweg); es folgen der Stangengrund, der Weier, die
kleine Kastenau, wo die Fischer ihre Kästen angebunden hatten, die
Schererswörth (schirn ahd. Gerichtsstätte), daneben das Hochgericht.
Die folgende große Inselgruppe kam durch die ständige Ostbewegung
des Rheinufers auf die elsässische Seite; ihre Fortsetzung
ist das Söllinger Gewann ,,uff de Insle"; es folgen der große Grund,
die Lache, s' Köpfle (am Rhein üblich für kleine Halbinseln), die
Bosch (boscus rom. einzelnes Gebüsch), der Scholen, der Wäckhol-
der, eine Sanddüne, wohl früher mit herrlichen Juniperusbäumen,
das Schiibenstück (scelp ahd. Hirtenhütte) und der Rennweg (ein
Teil des Römerweges, auf dem an Pfingsten die mittelalterlichen
Rennspiele stattfanden). Der Hügelsheimer Teil des Rheinwaldes
war die Stätte vorgeschichtlicher Besiedelung; der Volksmund kennt
auch hier die Namen besser; Hügelsheim ist das Hel-se, und davor
liegen der Heleberg und Holebuckel (hei ahd Land der Toten), ferner
s'Rechele (rech ahd. Grabhügel); ringsum schließen sich an der
Erl engrund, die Goldgrub (eine ehemalige Rheingoldwäsche), die
Bitz (bizuna ahd. Beizaun), das Wörthfeld (werid ahd. erhöhtes Land
im Wasser), das Hureköpfle (huore ahd. Wölfin), der Präter (praita
vg. Kröte), das Geschläg und die Erlanderwörth (irl vg. Weide),
ferner am Gießen (guizo ahd. stark fließendes Wasser), das Zoll-
köpfle mit der früheren Zoll- und Fährestation und zuletzt der Um-
gänger, wo die vielen Grenzbegehungen stattfanden, am Ende
der Mark.
Der Bannwald ist der dritte Teil der Mark und bildet in seiner
ganzen Gestaltung den Ausklang des Hagenauer Forstes diesseits
des Rheines. Ein welliger, vermooster Waldboden trägt meist einen
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