Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
34. Heft.1954
Seite: 99
(PDF, 56 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1954/0099
und Gemeinde, zu ihrer Fahne zu schwören. Noch in der Dunkelheit
mußte man sie einlassen und ihnen Brot und Wein reichen. Ein
Teil stürmte zum Pfarrhof, nahm das Vieh weg und plünderte das
Haus, wobei 30 Fuder Wein in ihre Hände fielen (AA390).

Den 1. Mai fanden Dr. Vehus und Bernhard Wurmser den Bauernhaufen
vor Oberkirch mit acht Fähnlein versammelt; „aber sy sagen,
ir sigen 12". Die Kopfstärke gaben die Hauptleute mit 8000 an; denn
der Zulauf hatte noch keinen Tag ausgesetzt. Zum Verhandlungsbeginn
konnten die versprochenen Geleitsbriefe eingehändigt werden
; nur die Verwilligung der Grafen von Bitsch und Hanau fehlte,
was die Bauern nicht wenig befremdete. Doch legte sich der Unmut
auf die Beteuerungen der Unterhändler, „daß die Briefe nicht so
rasch ausgefertigt und besiegelt werden möchten, und da der Markgraf
und die Stadt Straßburg, auf welche der Haufe ein besonderes
Vertrauen setze, schon Brief und Siegel über ein starkes, freies und
sicheres Geleite gegeben hätten, würde auch die Herrschaft Lichtenberg
nicht dawider handeln wollen". Weiter gediehen die Verhandlungen
nicht, und erst den folgenden Tag wurde der in der Abrede
zu Achern am 27. April gemachte Vorschlag, die Erledigung der
bäuerlichen Beschwerden auf Grund der zwölf Artikel einem gewählten
Ausschuß zu übertragen, angenommen. Als gütlicher Tag
zu Renchen ward der Montag nach dem Sonntag Vöcem Jucunditatis
(Rogate), der 22. Mai, bestimmt. Damit begnügte sich der größere
Teil und ging wieder nach Hause, während andere sich vor Schloß
Ortenberg und Offenburg begaben und weiter plünderten. Der
Schwarzacher Haufe, welcher nun zwischen Bühl und Steinbach
lagerte und beide Ämter in Pflicht und Eid genommen hatte, willigte
nach Aufbietung aller Redekünste am 3. Mai in diesen Verhandlungsabschied
auch ein. Noch in der Nacht wollten die Bauern abziehen
und auseinandergehen, doch sollte ihnen das Stift zu Baden
und das Kloster Beuren (Lichtental) 200 Gulden Schätzung erlegen
(AA390. 386).

Dank der wohlwollenden Vermittlung des badischen Kanzlers
Dr. Vehus und des Straßburger Abgesandten Bernhard Wurmser
war es so in der ganzen nördlichen Ortenau nirgends zu blutigen
Gewalttaten gekommen, und nur die Klöster Schwarzach und Allerheiligen
sowie einzelne Pfarrhöfe waren durch Plünderung heimgesucht
worden.

T

99


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1954/0099