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über ins „Schwäbische" zu. An dieser wichtigen Verbindungsstraße
zwischen den Zähringerorten Offenburg und Villingen, die vom
Abteigebiet der beiden zähringischen Vogteiklöster Gengenbach und
St. Georgen und umfangreichem zähringischem Eigenbesitz um die
Mittelpunkte Haslach und Hausach umsäumt war, mußte der Ortenberger
Schloßberg geradezu zur Anlegung einer Zähringerburg herausfordern
. Hier konnte der Verkehr auf der Kinzigtalstraße und
auf der Kinzig wirksam kontrolliert und zu Zollabgaben ausgenutzt
werden7), hier konnte jedem fremden Machtanspruch der Zugang
zum zähringischen Kinzigtale gewehrt werden8). Es ist also sehr
wahrscheinlich, daß die Zähringerherzöge in der zweiten Hälfte des
12. Jahrhunderts aus ihrer breisgauischen Dienstmannschaft ergebene
Ministerialen mit den Leitnamen Reinbolt — Walther — Erken-
bert/Erkenbolt auf dem Ortenberger Schloßberg mit dem Auftrage
ansetzten, eine Burg zu bauen und gewisse Sicherungsaufgaben
zu übernehmen9). Der Ortenberger Boden gehörte zwar Bam-
7) Zur Sperrlage Ortenbergs vgl. auch Wilhelm Deecke, Die Lage der badischen Burgen in ihrer
Abhängigkeit vom Boden und von der Gestalt ihrer Umgebung. (Monatsblätter des Badischen Schwarzwaldvereins
. Jg. 20/1918. S. 64ff.; 67, 70.) — In Ortenberg wird später bis zum Ende des ersten Reiches
ein Grenzzoll und am Großen Teich an der Kinzig ein Wasserzoll erhoben (vgl. Pehem, Geographische
Beschreibung der Landvogtei Ortenau. 1795. Anhang).
8) Vor allem die staufischen Könige und Herzöge von Schwaben-Elsaß, die im Elsaß und östlich des
Schwarzwaldes in Ostschwaben ausgedehnte Besitzrechte besaßen, konnten den Zähringern hier gefährlich
werden. Vgl. Fr. Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik Kaiser Friedrichs I. Diss. phil.
Freiburg 1951.
9) Nach Ortenberg nennen sich erst 1233 inzwischen staufisch gewordene Dienstleute (Acta Gengen-
bacensia, hrsg. A. Schulte in ZGO. NF. 4/1889. S. 90 ff.). Da die Erhaltung dieser Quelle völlig
zufällig ist, läßt sich von ihr aus kein Gründungsdatum gewinnen. Für die Annahme, daß 1233 schon
seit längerem bestehende Zustände berichtet werden, spricht die Beobachtung, daß weder diese Gengenbacher
Klageschrift noch die Urkunden der Stauferfeinde des 13. Jahrhunderts einen neuerlichen
Burgenbau der Staufer zu Ortenberg erwähnen, der doch sicherlich als ungerecht gebrandmarkt worden
wäre. Die Burg Ortenberg dürfte also bereits aus vorstaufischer Zeit stammen. Andererseits erwähnt
der Rotulus Sanpetrinus mit seinen sonst sehr detaillierten Nachrichten über die Dienstmannschaft der
Zähringer auch in der Ortenau noch nichts von Ortenberg. Der Burgenbau Ortenbergs scheint also
erst in die Zeit nach der Abfassung des Rotulus Sanpetrinus, also in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts
, zu gehören. —1 Für die Herkunft der Ortenberger Ministerialen aus dem Bereiche Endingen
—Riegel—Kenzingen sprechen
a) die engen Beziehungen zu den Herren von Usenberg (,,C. de Ortinberc" zeugt 1238 in der
Schenkungsurkunde Burkhards von Usenberg für die Johanniter von Neuenburg. — ZGO. AF.
18. 1865. — Noch 1332 haben Konrad von Ortenberg und Gertrud, die Tochter Eikembolts von
Ortenberg, Lehen von den Herren von Usenberg. = Vgl. Fürstenbergisches Urkundenbuch, fortan
zit. FUB.( V. Nr. 423. — Auch die bekannten zähringischen Ministerialen der Burg Falkenstein
am Eingang des Höllentales, die ebenfalls von den ZähringerherzÖgen im 12. Jahrhundert an
diesen wichtigen Schwarzwaldeingang gesetzt wurden und hier ihre namengebende Burg erbauten
(Theodor Mayer, Die Besiedelung und politische Erfassung des Schwarzwaldes im Hochmittelalter
. = ZGO. NF. 5Z/1939. S. 512), waren zugleich Lehnleute der Herren von Usenberg und werden
durch ihren Leitnamen Walther in den Raum Endingen—Riegel als ihr Herkunftsgebiet gewiesen
(Eduard H e y c k , Geschichte der Herzöge von Zähringen. 1891. S. 546);
b) sicher nachweisbare Spuren von Besitzrechten der Ortenberger nördlich vom Kaiserstuhl (das
Einkünfteverzeichnis der Abtei Einsiedeln nennt im 12. Jahrhundert in ENDINGEN u. a. Einkünfte
von ,,Erkenbertus (de) Ortenberk": ZGO. AF. 4/1853. S. 253. — Anna, die Tochter des Andreas
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