http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1954/0104
berg10); wenn die Zähringer hier auf Kirchenboden selbstherrlich
eine Burg anlegten, so beanspruchten sie damit aber nur ein von den
Klostervögten und Lehensinhabern im 12. Jahrhundert immer wieder
gegen die verzweifelte, aber meist erfolglose Abwehr der Kirchen
durchgesetztes Verfügungsrecht über den anvertrauten Kirchenboden11
).
Solange die Zähringer herrschen, fehlen allerdings schriftliche
Nachrichten über Ortenberg, überhaupt ist es für die auf Ortenberg
sitzenden Burgleute sehr schwer, die ihnen als Burghutlehen zugewiesenen
Rechte selbständig zu erweitern, da das Land ringsum
schon längst besiedelt und besitzrechtlich erfaßt ist12). Die Schaffung
eines eigenen Machtbereiches, wie sie den ebenfalls aus den breis-
gauischen Vorlanden des Schwarzwaldes entstammenden Falkensteinern
in energischer Rodungstätigkeit im noch unerschlossenen
Hochschwarzwald gelingt"), ist den Ortenberger Burgmannen versagt
, da sie ihre Sicherungsaufgabe im Altsiedelland zugewiesen bekommen
haben und der Zugang ins Kinzigtal und dessen Seitentäler,
die gerade im 13. Jahrhundert bis zur Moos hinauf gerodet werden,
durch die Abtei Gengenbach blockiert wird. Erst der Dienst für die
staufischen Herrscher wird auch auf sie einen bescheidenen Glanz
fallen lassen.
Ortenberg als Reichsburg Kaiser Friedrichs II.
Mit Herzog Berthold V. starb 1218 der Mannesstamm des Zähringerhauses
aus. Eine zukunftsträchtige Entwicklung der alemannischen
Suselmann von Ortenberg, besitzt bis 1431 einen halben Hof und Einkünfte von jährlich 1 Pfund
Geld zu WEISWEIL (Kindler von Knobloch, Oberbadisches Geschlediterbuch. Bd. III.
S. 286 ff.);
c) die später unter den Ortenberger Ministerialen immer wiederkehrenden Namen Reinboldt,
Walther und Erkembolt/Erkenbert, die in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts durchweg von
zähringischen Dienstleuten der Gegend Kenzingen—Endingen—Riegel getragen werden (Fr. v.
W e e c h , Rotulus Sanpetrinus. = FDA. 15/1882. S. 140, 141, 156, 157, 158, auch S. 148, 151, 166).
Der Möglichkeit, daß die Ortenberger Dienstleute aus dem zu Anfang des 13. Jahrhunderts an die
Staufer gekommenen Nachlaß der Grafen von Nimburg stammten und also erst von Friedrich II. nach
1218 auf den Ortenberger Schloßberg verpflanzt wurden, kommt gegenüber der Annahme zähringischer
Maßnahmen die geringere Wahrscheinlichkeit zu.
") Regesten der Bischöfe von Straßburg. II. nr. 1740, 1741.
1!) Zur allgemein vom Hochadel des 12. Jahrhunderts geübten Praktik der ,,Vogteigründung", d. i.
Anlegung von Burgen, Märkten und Städten auf Boden, über den man nur die Vogtei besaß, vgl. Karl
Weller, Die staufische Städtegründung in Schwaben. = Württembergische Vierteljahrshefte f. Landesgeschichte
. NF. 36/1930. S. 145 ff. — Hella Fein, Die staufischen Städtegründungen im Elsaß. 1939.
passim.
12) Auch das Kinzigtal ist bis Haslach und Hausach altbesiedelt (M. Walter, Die Besiedlung der
Ortenau in geschichtlicher Zeit. = Die Ortenau. 16/1929. S. 63 ff. — Theodor Mayer, Die Besiedeiung
und politische Erfassung des Schwarzwaldes im Hochmittelalter. = ZGO. NF. 52'1939. S. 516 f.).
") Th. Mayer, Die Besiedeiung und politische Erfassung des Schwarzwaldes im Hochmittelalter.
S. 512.
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