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sitz Ortenberg und bringt so den Namen von Burg und Herrschaft
Ortenberg in aller Mund. Graf Wilhelm hatte sich ursprünglich mit
einer Gräfin von Neuchätel verheiratet. Als diese ihm kinderlos
wegstarb, verkaufte er das in Burgund gelegene Erbe seiner Frau
an Gabriel von Salamanca, der sich nun als Besitzer von Neuchätel
stolz auch Graf von Ortenberg nannte und dem Grafen Wilhelm
auch Ortenberg und die Ortenau abjagen wollte'14). Der Fürstenberger
konnte sich indessen Ortenberg bewahren, obwohl er sich mehrfach
mit dem Kaiser verfeindete und es oft auf spitzem Knopf stand, daß
man ihm Ortenberg wegnahm""'). Graf Wilhelm, der unverwüstliche
Haudegen und Landsknechtführer, kämpft mit seinen Fähnlein Ortenberger
und Kinzigtäler „Knechten" bald auf kaiserlicher, bald auf
französischer Seite, schlägt sich zur Partei des Reichsritters Franz
von Sickingen, erklärt sich für die neue lutherische Lehre und kämpft
gleichzeitig im Schwäbischen gegen die Haufen der revoltierenden
Bauern, überall, wo etwas los ist, taucht er auf, und wenn er auf
Schloß Ortenberg, das ihm wegen der Nähe der reichen und Abwechslung
bietenden Stadt Straßburg besonders lieb ist, wohnt, führt
er ,,ain wunderbarlis, seltzams regiment, darvon ain aigens buech
wol wer zu schreiben", wie der Zimmerische Chronist meldet80).
Den Bauernkrieg überstand das Schloß Ortenberg gut. Da Graf
Wilhelm selbst in den entscheidenden Monaten des Jahres 1525 abwesend
war, führten seine Schaffner und Amtleute die Verhandlungen
mit den zusammengerotteten Bauern. Man einigte sich im
Vergleiche, zu größeren Gewalttaten scheint es im Ortenberger Bereiche
nicht gekommen zu sein, obwohl die auf Schloß Ortenberg
sitzenden Beamten erklärte Bauernfeinde waren07).
1536 stand Graf Wilhelm zum zweiten Male im Dienste des französischen
Königs. Kein Wunder, daß der habsburgische Hof jetzt
den Plan faßt, die Reichspfandschaft Ortenau aus den Händen des
unsicheren Fürstenbergers zu lösen und an das Haus Habsburg selbst
zu bindenos), zumal auch andere Herren wie die Markgrafen von
Baden die Hand nach der begehrten Ortenau ausstrecken"). Aber
•#) Zimmerische Chronik, urkundlich berichtet von Graf Froben Christof von Zimmern und seinem
Schreiber Johannes Müller. Nach der von Karl Barack besorgten 2. Ausgabe neu herausgegeben von
Paul Herrmann. 4 Bände. Meersburg/Leipzig. — I, 184. II, 588. III, 339 u. a. m.
,s) MFA. I. nr. 376, 377, 378, 379.
••) Zimm. Chron. II, 588.
B7) Nach MFA. I. S. 109 sind über den Bauernkrieg lür Ortenberg kaum Urkunden vorhanden. —
Vgl. zu den Forderungen der Bauern der Gerichte Achern, Appenweier, Griesheim, Zunsweier und
Schutterwald H a r t f e 1 d e r , Bauernkrieg. S. 436 ff.
") MFA. I. nr. 435 (1541).
•') MFA. I. nr. 346 (1536).
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