http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1954/0148
finden beim Bauern immer ein offenes Haus und eine offene Hand
(B 238).
Eigen ist der Bauer darin, daß er lieber „an einen Juden als an
seinen Nachbar" verkauft und meint, ,,es sei eine Schande, seine
Sache abzugeben". „Auch Ehrenstellen gönnt nicht leicht einer dem
andern" (E 444).
„Erzbauern" nennt Hansjakob einmal solche Bauern, „die dem
Grad nach verschieden waren von ihren Standesgenossen, sie an
Besitz weit überragten, also Großbauern, und dann solche, welche
Erzbauern in dem Sinne genannt werden, in welchem das Wort Erz
Metall bedeutet, also Bergbau trieben oder noch treiben" (E VI). Der
mächtigste unter den Bauernfürsten war der Vogtsbur Andreas Harter
in Kaltbrunn. Als Erzbauer im doppelten Sinn des Wortes, als Bergmann
und Bauersmann, gilt der Benedikt auf dem Bühl im Zinken
Hirschbach, während der Bürle ein Erzbauer im besten und einzigen
Sinn dieses Wortes ist; er ist ein „Numero-Eins-Bauer" (E 202, 343).
Der Bürle gehörte zu jenen 23 Wildschapbacher Waldburen, deren
Höfe alle im Wolftal lagen und die ihren Hauptwaldbesitz im Wild-
schapbach hatten.
Die Schwarzwälder im allgemeinen, vor allem die kleinen Handwerker
und Taglöhner, sind von Natur aus „reich begabt". Sinnend
sitzen sie in ihren Hütten und hängen Gedanken nach, wie sie zu
neuen Erfindungen kommen könnten. Diesen Zug hat der Obervogt
Huber an seinen Schwarzwäldern wohl erkannt, hat sie immer wieder
zu künstlerischem Schaffen aufgefordert, hat ihnen die Modelle
zu neuen Erfindungen abgekauft und diese im Interesse der Erfinder
verwertet (ESch 159).
Neben diesen allgemeinen Zügen kommt Hansjakob auch auf die
Besonderheiten der Bauern der einzelnen Gegenden zu sprechen
. Prechtal wird von einem derblustigen Bauernvolk bewohnt.
Starke, bärtige Männer und schlanke, stattliche „Wibervölker" leben
auf den Gehöften des „Prächt" (Sch I 222). Der obere Elztäler Bauer
ist rauher, einsilbiger, trockener als sein Kinzigtäler Nachbar, der
lebendiger und heiterer ist, so wie das obere Elztal auch viel rauher
und steiler ist als das Kinzigtal. Der Kinzigtäler Bauer hat diesem
Unterschied drastischen Ausdruck gegeben. Er sagt nicht, der Elztäler
stammt aus dem oder jenem Dorf, sondern: „Er stammt aus
dem Tiergarten." Aber auch die Kinzigtäler Bauern sind untereinander
verschieden: die Mühlenbacher sind leichtsinnig, wohllebig,
massiv lustig; die Hofstetter sind still, fromm, sparsam (Sch I 207,
148
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1954/0148