http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1954/0150
Und von den Hagnauer Frauen meint Hansjakob, daß sie bei all
ihrer Arbeitsamkeit und Sparsamkeit „ein streitbares Geschlecht"
sind (Schill 222).
Nicht nur die Bauern charakterisiert Hansjakob, auch den Kleinstädtern
widmet er liebevolle Schilderungen. Er kennzeichnet seine
Haslacher Mitbürger als „heiteres, mildes und frommes Geschlecht".
Zwei Eigenschaften sagt er ihnen vor allem nach: „Es ist noch keiner
aus Gram gestorben und hat sich noch keiner zu todt gearbeitet. Dazu
kommt noch ausgesprochenes Talent zu Fastnachtsstücken, unerschöpflicher
Witz und Galgenhumor zum Wegwerfen" (J9). Der
Haslacher ist Sanguiniker, ist redselig, einer hält dem andern zur
Unterhaltung gern seinen Beichtspiegel vor, er schimpft gern über
seine Herren, doch kommt es immer aus gutem Herzen (MM 107,
WK80, 86 f., StM8). Trotz manchem Streite hingen die Haslacher
mit warmem Herzen an der fürstenbergischen Standesherrschaft.
„Der Fürst galt den alten Haslachern als der Vater aller seiner
Untertanen" (MM 234, 369). Und schließlich sei das Lied des Minnesängers
Jörg von Günterstal wiedergegeben, der die Haslacher wie
folgt zeichnet:
Zuo Hasela drin im Swarzwaldt hüst
Ein stamm von guoter art.
Der mann ist mann und keiner züst
Ihm ungestraft den bart.
Wehren kann jedes kind sich
Zuo Hasela an der Kinzig.
Das schafft und freit, das denkt und schwazt,
Wie grad sein sinn ihm stät.
Ja, wer sich baß zum trinken sazt,
Hat doch ein mül, das gät.
Die maaßkrüg sind nit winzig
Zuo Hasela an der Kinzig (StM8f.).
Die Wolfacher sind geborene Diplomaten, kühle Menschen, die
von jeher gebildeter waren als die Haslacher. Viele von ihnen, besonders
die Schiffer, waren in Paris und verstanden französisch
(W 190, J 11). Die Schiltacher sind „in Sprache und angeborener
Schlauheit und Findigkeit gut schwäbisch" (W 364). Konservativ
nennt Hansjakob die Zeller (B 36). Als auffallenden Zug der Elzacher
erwähnt Hansjakob ihre Sparsamkeit. „Wenn die Haslacher sparen
würden wie die Elzacher, könnten sie das Geld zum Fenster hinauswerfen
", sagten die Elzacher zu Hansjakobs Knabenzeit (Sch III 223).
Frohe, gemütliche Menschen waren die Rastatter (St 200), und in
Immenstaad wohnen „sentimentale Menschen" (Sch III 252).
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